Das Museum Rietberg im Herzen der koreanischen Welle mit Hallyu!

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Mit Hallyu! beschreibt das Museum Rietberg die koreanische Welle, die die den Planeten seit Ende der 1990er Jahre überschwemmt. 

Was ist nur in Korea in wenigen Jahrzehnten passiert? Während der Norden sich in der Nacht des juche einigelte, der todbringenden Ideologie der Kim-Dynastie, exportierte der Süden seine Pop-Kultur in die ganze Welt. Die Hallyu („koreanische Welle“) steht dem Cool Japan in nichts nach, illustriert die Verwandlung eines Landes, das innerhalb von zwei Generationen vom ländlichen Archaismus zur Hightech übergeht – was der Soziologe Chang Kyung-Sup als „compressed modernity“ bezeichnete, – um die Stigmata eines mörderischen Konflikts auszulöschen, zumindest in materieller Hinsicht. Ende der 1990er Jahre wurde dieser ökonomische Sprung nach vorn von einer brandenden Pop-Kultur begleitet, die in Asien begann, bevor sie sich auf den gesamten Planeten ausbreitete. Ihr schönstes Symbol bleibt Park Jae-sang alias PSY, der mit Gangnam Style im Jahr 2012 einen weltweiten Hit landete – mehr als eine Milliarde Aufrufe auf YouTube innerhalb weniger Monate, der Erste, der dieses Ergebnis erzielte – ein von einem „Pferdetanz“ begleiteter Ohrwurm, der ikonisch geworden ist. Aber dieser interstellare Hit ist nur der Baum, der den Wald des K-Pop versteckt, ein Kontinent, den diese Ausstellung durchstreift, auf dem die Kleidung der Sängerinnen von æspa im Videoclip Next Level oder einige Kostüme der Boysband ATEEZ gezeigt werden. Zwischen „Softpower und globaler Kultur“ – um den Titel eines Essays von Vincenzo Cicchelli und Sylvie Octobre aufzunehmen (PUF, 2022, erschienen in französischer Sprache) – spiegelt diese Musikgattung einen brennenden Wunsch nach einer „positiven Modernität“ wider, wie sie sie charakterisieren, die die idols verkörpern, zu deren schönsten Repräsentanten die Mitglieder der Gruppe BTS gehören. Von der Theorie bis in die Praxis ist es nur ein Schritt in den Google Art Dance Room, in dem man rhythmische Choreographien lernen kann. 

https://www.youtube.com/watch?v=TV3-6w0Udfc


Im Laufe des Rundgangs entdeckt man alle Facetten dieser kulturellen Faszination, von den K-Dramas – Serien von denen Squid Game nur die Berühmteste ist – bis zum K-Kino mit Regisseuren wie Bong Joon-ho – es entfaltet sich hier insbesondere das Badezimmer aus Parasite, Palme d’or in Cannes, im Jahr 2019 – der gerade Mickey 17 herausgebracht hat oder Park Chan-wook. Ohne die K-Beauty und K-Fashion zu vergessen, da in Korea der äußere Aspekt den inneren Zustand widerspiegelt. Die Gelegenheit daran zu erinnern, dass die Zeitgenössigkeit, die den Westen so sehr fasziniert, in altüberlieferten Traditionen des Landes des ruhigen Morgens wurzelt: Zahlreiche Modeschöpfer (Minju Kim, Miss Sohee, etc.) mischen in der Tat den Effekt des Kanons des hanbok – des traditionellen Kleidungsstücks – mit jenen der Streetwear in einer Verbindung, die von der Generation Z adoptiert wurde. Ein Saal der permanenten Sammlung illustriert diese Beziehungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zeigt, zum Beispiel, dass viele Serien von konfuzianischen Werten geprägt sind. Und dann sieht man die Hallyu in einem ganz anderen Licht… 


Im Museum Rietberg (Zürich) vom 4. April bis 17. August 

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