Das Museum der Liebe : Così fan tutte von Dominique Pitoiset

© Mirco Magliocca

In Dijon inszeniert Dominique Pitoiset Così fan tutte, indem er die Oper von Mozart in einer Gemäldeausstellung von Nicolas Poussin installiert.

Für seine erste Saison an der Spitze der Opéra de Dijon – wo er „offenes und vielfältiges Programm ein im Dienste eines gemeinsamen Projekts entwickeln möchte, damit der Ort ein Raum der Konvergenzen der Zuschauer und der künstlerischen Formen wird“ – hat sich Dominique Pitoiset dazu entschieden Così fan tutte zu zeigen. Ein Werk, das mit der aktuellen Periode in einen Dialog tritt, die vom „Verdacht des Kontakts geprägt ist. Ich möchte einen Zyklus von dramaturgischen Fragen zum Thema Liebe initiieren, um die Art der Gefühle zu hinterfragen“, fasst er zusammen. Und was wäre dafür besser als das Werk von Mozart? Ein echtes Spiegel-Spiel, das ebenfalls eine Überlegung über „die Rückkehr der moralischen Ordnung im Angesicht einer Form von Obskurantismus“ erlaubt. In den Fußstapfen von Antoine Vitez – der von Stücken sprach, die von zeitgenössischen Körpern gespielt, Geschichten von gestern erzählen um die Welt von morgen zu verändern – betrachtet der Regisseur Così wie ein „Vivarium der Selbsterfahrung. Wir sind auf gewisse Weise, gleichzeitig das Subjet, der Schöpfergott und die Beobachter, die hoffen etwas aus dem Werk zu machen. Mit dem Duo aus Mozart und dem Librettisten Lorenzo da Ponte, ist diese Erfahrung verblüffend, denn sie offenbaren die Menschheit zu jedem Zeitpunkt.

 

Non c'est non
© Opéra de Dijon

Die Geschichte ist wohlbekannt: Um Ferrando und Guglielmo zu zeigen, dass Frauen genauso untreu sein können wie Männer, schlägt Don Alfonso (der mit Despina das dritte Paar der Affäre bildet) ihnen vor, weit weg zu reisen und verkleidet zurückzukehren um ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi mit diesen neuen Zügen zu erobern. Zwischen betrügerischem Spiel und Liebes-Hinund-Her genügt sich die Aktion selbst:„Ein leerer Raum könnte der Rahmen von Così sein wie in den Produktionen von Peter Brook“, amüsiert sich Dominique Pitoiset, denn es ist unentbehrlich „jeden Moment so zu spielen, dass man die Zitrone des Sinns bewusst ausdrückt. Das wäre im Grand Théâtre perfekt gewesen – das neugestaltet und renoviert wird, das ist eine meiner Prioritäten – ein Raum à la Brook par excellence, aber auf der riesigen Bühne des Auditoriums wird das komplizierter.“ Deswegen hat er die Aktion in einem Museum installiert, das eine Nicolas Poussin gewidmete Ausstellung präsentiert, womit das 18. Jahrhundert von Mozart mit dem Gold des 17. Jahrhunderts in einen Dialog gestellt wird, rund um Jesus und die Ehebrecherin („Wer von Euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“) umrahmt von anderen Gemälden, ob es die erotischen Aktbildnisse von Diane sind (die in einen Dialog mit der gesteigerten Sinnlichkeit der Musik treten), Der Tanz des menschlichen Lebens oder Die Hirten von Arkadien. So tauchen wir ein in eine Meditation rund um den verrückten Lebensimpuls, der die Oper durchzieht, die Protagonisten, Besucher oder Wächter in den Museumssälen begleitet, Tag und Nacht, zur Stunde aller Übertretungen, zwischen LiebesStrudeln und politischen Überlegungen, denn Despina wird Jesus und die Ehebrecherin aus dem feministischen Slogan streichen: Stille = Gewalt.


Im Auditorium der Opéra de Dijon vom 6. bis 12. Februar

 

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