Das gehört in ein Museum, laut Aurélie Gandit

Sa place est dans un musée © Michel Petit

Warum sind die Choreographien von Aurélie Gandit eine Hommage an die Malerei? Gespräch zu Das gehört in ein Museum!

Die zehnte Kreation ihrer Truppe Callicarpa beginnt zum Soundtrack von Indiana Jones. Was ist der Bezug zu ihrem Projekt?
Als ich Kunsthistorikerin war, war ich Fan des Films. „Das gehört in ein Museum“ ist auch ein Kult-Satz aus den Filmen der Saga, insbesondere wenn er über das Kreuz von Coronado am Beginn von Der letzte Kreuzzug spricht, und ein anderes Objekt am Ende von Das Königreich des Kristallschädels. Es ist eine Art und Weise sie zu Ehren, sich mit dem Platz der Werke heute zu befassen und der Art und Weise wie sie weiterhin zu uns sprechen. Mit Antoine Cardin, dem zweiten Interpreten auf der Bühne, verleihen wir ihnen mit dem Tanz Leben. Das ist eine Praxis, die ich seit 15 Jahren ausübe, anhand von getanzten Ausstellungsbesichtigungen. Indem ich mir eine zeitgenössische Choreographie ausdenke, um über ein Gemälde zu sprechen, ehre ich auch die Erinnerungsarbeit des Historikers Aby Warburg, der ausgehend von Bildern aus verschiedenen Kulturen und Epochen eine Geschichte kreierte.

Welche Werke interpretieren Sie?
Unter den rund fünfzehn Werken, die wir ausgewählt haben, bewegen mich zwei ganz besonders. Es handelt sich um eine Komposition aus sechs Wandteppichen des 15. Jahrhunderts, Die Dame mit dem Einhorn, und den Isenheimer Altar. Das Erste ist ein Ensemble, das die fünf Sinne darstellt, sowie einen sechsten, der die spirituelle Suche repräsentiert. Das Zweite illustriert eine gewisse Form des Glaubens, des Vertrauens in das Leben, das von Matthias Grünewald ausgedrückt wird. Die Umsetzung in Tanz ist sehr intuitiv. Wir arbeiten mit Spontaneität, lassen uns eine große Freiheit. Wir gehen von einem Rahmen aus, wir wissen, was wir machen müssen, aber einige Bewegungen können sich in Echtzeit verändern. Es ist ein instinktiver Prozess.


Wie gehen Sie an die einzelnen Bilder heran?


Dank der Arbeit von Lucie Cardinal, Bühnenbildnerin, Regisseurin und Lichtgestalterin, lassen wir uns von den Farben und Stimmungen inspirieren, um eine Umgebung zu kreieren, die ihnen eigen ist. Der Isenheimer Altar zum Beispiel ist ziemlich psychedelisch. Seine Bewegungs-Szenen und Hell-Dunkel werden von kontrastreichen Licht-Stimmungen übersetzt. Experimentelle und Pop-Musik-Stücke aus den 1960er Jahren passen sich den Kompositionen an.

Die Frage der Kostüme und des Bühnenbildes steht ebenfalls im Zentrum der Inszenierung…

Wir spielen auf einem weißen Teppich, vor weißem Hintergrund. Das ist minimalistisch, aber einige Werke wie Die Dame mit dem Einhorn sind sehr bunt. Wir ziehen also neutrale Kleidung vor, in schwarz, weiß und Hauttönen. Die auswählten Accessoires entsprechen der Atmosphäre der jeweiligen Gemälde. Wir amüsieren uns vielleicht mit dem Anziehen von Westen und dem Übereinanderziehen mehrerer Schichten. Die Werke befinden sich nicht physisch auf der Bühne, sie werden dank dieser Art von Bühnenelementen suggeriert.


In La Filature (Mulhouse) am Dienstag den 5. und Mittwoch den 6. November im Rahmen von Scènes d’automne en Alsace (04.- 13.11.) und in der Salle Europe (Colmar) am Donnerstag den 14. November

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