Das Festival Premières ist zurück in Straßburg

© Alice Silvera, Mariella Maier (Penelope)

Le Maillon eröffnet die zweite Saison von Premières, dem Festival für den europäischen Theaternachwuchs.

Im Jahr 2005 mit dem Théâtre national de Strasbourg kreiert, stellt Premières die Werke der neuen Generation ins Rampenlicht. Obwohl im Jahr 2013 das Badische Staatstheater Karlsruhe zum Projekt hinzustößt, wird letzteres im Jahr 2015 beendet. Seit dem vergangenen Jahr beschäftigt sich Barbara Engelhardt, Direktorin des Maillon, mit seiner Reaktivierung. Zwischen Ateliers und Begegnungen stehen vier Aufführungen auf dem Programm dieser neuen Ausgabe, darunter zwei die erstmals in Frankreich gespielt werden. Die Deutsch-Italienerin Giulia Giammona präsentiert so Penelope, nach dem gleichnamigen Buch der Künstlerin Leonora Carrington (24. & 25.01., in deutscher und englischer Sprache mit französischen Übertiteln). Erstmals im Jahr 2024 als Abschlussarbeit am Mozarteum in Salzburg präsentiert, erzählt das Stück die Geschichte eines jungen Mädchens, das, gerade erst volljährig, in die Welt der Erwachsenen geschleudert wird, fern seiner Kindheitsträume. Aber kann man diesem Teil unseres Lebens wirklich entkommen? Diese Frage stellt sich die originelle Autorin, die eine Zeit lang die Lebensgefährtin und Muse von Max Ernst war, und die sich die Regisseurin aneignet. Auf einem riesigen schwarz-weißen Schachbrett, das die gesamte Bühne einnimmt, stellt sich Penelope Fragen zu ihrer Identität, der Gewalt, der Sexualität, vertraut sich ihrem treuen Begleiter Tartar an, einem kleinen Schaukelpferd. In einer Ecke eine Harfe und ihre Musikerin, die das Stück in die symbolistische Gattung einordnen, die für das Originalwerk wichtig war, während ein Trapez und sein Akrobat eine Prise Mysterium und Traum hinzufügen. Anhand der aufgenommenen Stimme der Schauspielerin Deborah Kent, werden die Positionen von Carrington zur Situation von Künstlerinnen, auf der Suche nach Freiheit, hörbar, während ihr Gesicht im Bühnenhintergrund erschient, was einen konstanten Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart erlaubt.

 

In einem anderen Stil präsentieren Chun Shing Au und sein Theatre du Poulet GPO Box No. 211, eine Aufführung ohne Worte, die die Freundschaft, die Isolation und die Freiheit des Denkens erkundet (24. & 25.01.). Alleine auf der Bühne erzählt er die, erlebte, Erfahrung zweier chinesischer Freunde: Der Eine wurde ins Gefängnis geworfen da er im Jahr 2019 die prodemokratischen Demonstrationen in Hongkong unter- stützt hatte, der andere lebt frei in Europa. Um zu kommunizieren und zu versuchen den Kontakt zu halten, schicken sie sich Briefe an die Adresse, die dem Stück seinen Titel verleiht, teilen ihren Alltag und ihre Sehnsüchte, wobei sie eine ganze Strategie entwickeln um der Zensur zu entgehen. In einer Inszenierung aus riesigen Papierkreaturen und Masken lädt der Regisseur und Interpret das Publikum dazu ein ihren Austausch zu entdecken und in eine berührende und poetische Geschichte einzutauchen.


Im Maillon (Straßburg) vom 24. Januar bis 1. Februar

> Atelier zur Masken-Herstellung mit Chun Shing Au und Carmen Lee am 25.01. (11 Uhr)

 

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