Back on stages: Das Festival Perspectives ist zurück

Ersatz de Julien Mellano, 2018 © Laurent Guizard

Nach einer 100% digitalen Ausgabe im Mai feiert das deutsch-französische Theaterfestival Perspectives die Rückkehr zum physischen Raum der Bühne.

Im Frühjahr hatte das große deutsch-französische Rendez-vous der Bühnenkünste – aufgrund der Pandemie – auf den Einfallsreichtum der jungen deutschen Dramaturgen gesetzt und sich als Vitrine für entstehende Formate präsentiert1. Man erinnert sich noch an werther.live, vom Kollektiv punktlive, eine digitale, verblüffende Adaptation der Leiden des jungen Werthers! Heute, wo die physische Begegnung (die die Essenz des Theaters ist), wieder möglich wird, hat sich das Festival dazu entschieden mit Perspectives 2021 [Teil 2] in die Verlängerung zu gehen. Im Zentrum dieser besonderen Ausgabe, die lang erwartete neue Kreation der Stars von Rimini Protokoll. Helgard Haug, Daniel Wetzel und Stefan Kaegi, diese Anhänger von immersiven, originellen Formen und Dokumentartheater – die sowohl mit Soziologie als auch mit Metaphysik flirten – präsentieren erstmals ihr mysteriöses The Walks, mit einer Smartphone-App, die speziell für sie entwickelt wurde. „Eine Serie von Spaziergängen, für Räume und Körper in Bewegung“, schreiben die drei Theatermacher. Man erfährt nicht mehr… es bleibt spannend! Der zweite Teil dieser 43. Ausgabe von Perspectives privilegiert kurze Formate, die unter freiem Himmel gespielt werden können, zum Beispiel mit dem Objekttheater von Julien Mellano, einem Virtuosen der Manipulation und der Verfremdung, der mit Bravour die „Superkraft“ in seinen Aufführungen zeigt. In der Ersten, Ersatz, stellt er sich mit einem teuflisch trockenen Humor den Menschen der Zukunft vor und hinterfragt unsere Beziehung zur Technologie, mit großen Taschen- Special-Effekts (3D-Brillen aus Karton, Smartphone aus Zwieback oder Zweithirn aus der Strickliesel). Für die Zweite, Ma Biche et mon lapin hat er mit Charlotte Blin ein kleines Marionetten- Märchen entwickelt, originell und ohne Worte, in dem sich Haushaltsgegenstände verlieben und trennen (Miniaturflaschen und Likörgläschen, Terrine, Musikboy, Taschenmesser, etc.). Erfrischend und lustig, teuflisch komisch. Wie der Rest des Programms, mit den poetisch-komischen Akrobatiken des deutschen Duos Chris Iris (Gap of 42), das auf Tricot der Brüder Enriquez (Kirn Compagnie) antwortet, welches beim Festival Mondial du Cirque de Demain 2020 ausgezeichnet wurde. Ohne die kleine elsässische Fee Léopoldine HH zu vergessen, deren literarisch-bizarren Texte, im festlichen Licht des Sommers, das Grau der vergangenen Monate auflösen werden


In Deutschland (Saarbrücken, Saarlouis) und in Frankreich (Forbach, Sarreguemines), vom 29. Juli bis 1. August
festival-perspectives.de

1 Siehe Poly Nr. 235 oder auf poly.fr/de/

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