Baby Volcano macht mit ihrer ersten EP Furore
Zwischen Stammesgesängen und vitaminreichem Trap, Baby Volcano aus dem Jura ist mit ihrer ersten explosiven EP und hypnotisierenden Bühnenperformances eine Sensation gelungen.
Performancekünstlerin, Tänzerin, Sängerin und Textilkünstlerin, Lorena Stadelmann (alias Baby Volcano) fühlt sich in der Musik genauso wohl wie bei den Bühnenkünsten. Die in Buenos Aires ausgebildete Schweizerin mit guatemaltekischen Wurzeln, die heute auf einem idyllischen Bauernhof an der Grenze zwischen dem Jura und dem Kanton Solothurn lebt, ist 2021 auf die helvetischen Bühnen gestolpert, mit der Abruptheit und der Explosionskraft eines Vulkans. Einzig auf der Basis einer kleinen EP mit sechs Titeln Síndrome Premenstrual, mit einer Mischung aus Trap, Stammesgesängen und lateinamerikanischen Rhythmen haben alles Festivals des Landes sie ins Programm genommen. Ihr Künstlername ist eine Hommage an die Kräfte der Natur – insbesondere die Unterwasser-Krater, die sie seit ihrer Kindheit faszinieren –, gegenüber welchen der Mensch, so die junge 27jährige Frau, demütiger sein sollte. Man spürt bei ihr ein konstantes Hin-und Her zwischen Zärtlichkeit, Wärme und Wut – Wasser und Lava. An die Erdgeister gerichtet, lässt jedes der Stücke ihres Mini-Albums das Aufwallen der Körper hören, indem sie an Organe erinnern, vom Herzen bis zum Uterus, über das Sonnengeflecht oder die Haut: „Mi cuerpo, mi casa“ (“mein Körper, mein Haus”), gibt sie auf SPM von sich, so als ob sie den Übergang vom Tanz – die erste Art des künstlerischen Ausdrucks dieser Performancekünstlerin – zum Gesang flüssiger machen wolle. Abwechselnd in französischer und in spanischer Sprache singend, trägt sie ihre glühenden Texte vor, vor dem Hintergrund eines dichten und brummenden Klanguniversums. Im vergangenen März erschienen – kündigt dies etwa ein Album an ? – lässt die Single todomeparece RIDÍCULO mit ihrem betörenden Wortschwall den Zuhörer in eine Phantasiewelt eintauchen, eine Quasi-Dystopie, auf halbem Weg zwischen dem Wiegenlied und schamanischen Anrufungen. Der Effekt ist ebenso magnetisch wie beunruhigend!
Die Stimme war schon in den Aufführungen von Lorena Stadelmann präsent, von Jardin Jerricane, halb choreographierten Stück, halb Plastik, das 2022 im Théâtre du Jura uraufgeführt wurde, bis hin zum intensiven Bolero de Bienvenida II, das sie im März im Théâtre Sévelin in Lausanne präsentierte. Mit dem Projekt Baby Volcano setzt sie ihre körperlich-spirituellen Experimente fort, aber „in einem anderen Kontext“, wie sie in einem Interview mit dem nationalen Radiosender RTS erklärt. Das Konzert wird so zu „einem Werkzeug, um ein anderes Publikum zu berühren, jünger als jenes der meisten Theater. Ich habe mich immer gefragt, wie ich meine Generation ansprechen kann, ich glaube, dass die Musik dies zulässt.“ So hat sie sich eine Figur voller Eigenartigkeiten geschaffen, mit einem ausgeklügelten, wilden Look. Und es ist auf der Bühne, live, wo man sie hören muss, zwischen Expressionismus und Stammes-Atmosphäre, lebendigen Interpretationen und desartikulierten Bewegungen, die ebenso an die Straßenkultur wie an sakrale Riten erinnern.
Im Bad Bonn KILBI (Fribourg) am Samstag den 3. Juni, bei den Eurockéennes (Belfort) am Donnerstag den 29. Juni und beim Paléo Festival (Nyon) am Mittwoch den 19. Juli