B.B Jacques, der kleine außerirdische Prinz des Raps
Bewusst im Bruch mit den Kanons der Gattung, hinterlässt B.B Jacques mit BLACKBIRD unverwischbare Spuren auf dem Planeten Rap.
Seit zehn Jahren schreibe ich, seit sieben Jahre strukturiere ich eine künstlerische Richtung, seit fünf Jahren bilde ich ein Team und seit elf Jahren bin ich im Game.“ Das schrie B.B Jacques im Jahr 2022 vor der Jury von Nouvelle École auf Netflix heraus, bevor er einen Freestyle präsentierte, der ihm den stürmischen Beifall des Publikums einbrachte. Vor den Kameras des Programms entdeckt, bringt er im selben Jahr nicht weniger als drei Alben heraus, Poésie d’une pulsion (Teil I und II) und NEW BLUES, OLD WINE, von unbestreitbarer Qualität. Eine Tournee und einige EPs folgen und der Rapper verankert sich stets ein bisschen mehr in der französischen Musiklandschaft. Ein rasend schneller Aufstieg, den er insbesondere einer totalen Unterschiedlichkeit von den meisten aktuellen Beiträgen verdankt, anhand einer unerwarteten Phrasierung, die mal beklatscht und mal verrissen wird. Er, der sich selbst als „Anti-Helden“ der Szene des Hexagons bezeichnet, stellt seinen Flow gegen den Strom des konventionellen Raps, eher von einem Bukowski oder einem Éluard inspiriert, als von einem seiner Kollegen. Da ihm Rhythmus und Reim egal sind, räumt er dem Verb einen ganz besonderen Platz ein. Mag es seinen Gegner recht sein oder nicht, egal ob die Worte sich reimen oder gegen den Rhythmus platziert sind, sofern die Vision seiner Welt geteilt wird. Um seiner Botschaft Schlagkraft zu verleihen, nutzt er, ohne zu zaudern, Obszönitäten, macht aus dem Ausdruck „fuck off“ sein Unterscheidungsmerkmal.
Libanesischer Herkunft ist Tino (einer seiner Aliasse) jedoch diskret über sein Privatleben. Anhand seiner Texte errät man nichtsdestotrotz eine Kindheit in den Pariser Vororten, in der es an nichts fehlte, ohne aber im Geld zu schwimmen. Mit seinem neuen Werk BLACKBIRD, erzählt er in Form eines messerscharfen Egotrips, seine Fähigkeit zum gesellschaftlichen Aufstieg, dank des Schreibens und der Musik, ohne sich jedoch zwielichtigen Produzenten zu verkaufen: „Der Araber ist reich geworden, der Araber ist reich geworden / Ich werde nie wieder blank sein wie vorher, niemals wie vorher“, skandiert er auf dem Refrain von JAMAIS COMME AVANT. Er, der seit seinen Anfängen auf die Unabhängigkeit setzt, verbirgt nicht seinen Stolz darüber, dass er es geschafft hat der Armut zu entkommen. Auf SOLDAT D’ÉLITE zögert B.B Jacques nicht seine Methode aufzuwerten, die er als rein künstlerisch ansieht, im Gegensatz zu einem Großteil der Industrie: „Behalt deinen Buzz, behalt deine Missen / Ich behalte meine Probleme, meine Rechnungen für mich / Was denkst du denn? Dass diese Kohle vom Himmel gefallen ist? / Sie haben ihr Business nicht im Griff und sprechen über Cash“. Im Bewusstsein keine allgemeine Zustimmung zu finden, zeigt er ein unerschütterliches Vertrauen in sein Schicksal – davon zeugen seine zahlreichen Bezüge auf den Mythos von Pygmalion – mit der Gewissheit, dass „sie später verstehen werden, das ist wie Van Gogh, Les Fleurs du Mal“ (PATRON). Schließlich sind es, wie jene, die ihn inspirieren, sehr oft die größten Künstler, die unverstanden bleiben.
Im Musée Würth (Erstein) am Freitag den 7. Februar