Arsmondo kehrt für seine siebte Ausgabe zurück
Das von der Opéra national du Rhin getragene multidisziplinäre Festival Arsmondo erkundet die Utopie, mit Guercœur von Albéric Magnard als Epizentrum.
Die Co-Programmplanerin dieser 7. Auflage des Festivals, Camille de Fréminville, fasst seinen Kern so zusammen: „Die Utopie besteht darin, seinen Blick auf etwas zu richten, was man nicht erreichen kann, dessen Erreichung gar nicht immer wünschenswert ist, aber was uns voranbringt.“ Illustration mit mehr als dreißig Veranstaltungen an rund fünfzehn Orten, von denen der Höhepunkt eine Produktion des Guercœur von Christof Loy ist. Die legendäre Oper von Albéric Magnard, die 1901 abgeschlossen wurde, wird auf einer französischen Bühne erstmals seit ihrer Uraufführung im Jahr 1931 wiederbelebt, nach zahlreichen Zwischenfällen. In einer wahnsinnig guten Besetzung strahlen der Dirigent Ingo Metzmacher und der Bariton Stéphane Degout in der Titelrolle. Der französische Komponist erzählt hier die Geschichte eines Mannes, der sein Volk vom Joch eines Tyrannen befreit hat. Zu früh verstorben, fleht er die himmlischen Allegorien um eine Rückkehr ins Leben an: Wahrheit, Schönheit, Güte und Leiden. Die Stadt, die er zwei Jahre später wiederfindet, ist nur noch eine Hölle auf Erden. Als desillusionierte Fabel über das Versagen politischer Träume und die Schwäche unserer Conditio humana ist das Werk vor allem eine hoffnungslose Ode an die Hoffnung, die die Ideale ihres Autors widerspiegelt.
Zu den anderen Terminen gehört eine realisierte Utopie: Jene eines Konzertes, das unter der Leitung von Chapelier Fou eine gemeinsame Kreation dreier Gruppen des Innovationszentrums im Espace Django vereint (13.04., Salle Ponnelle). In einem verblüffenden Cocktail mischen sich die weiblichen Polyphonien von Las Baklavas, die Post-Punk-Riffs von Pales und die zarte Stimme von Biêm… In einem anderen Programm nimmt uns das Collectif lovemusic (18.04., Salle Ponnelle) mit ins Zentrum Unsichtbarer Städte, von dem jedes Stück – von Philip Venables, Thierry Tidrow, Georges Aperghis… – an ein Fenster zu einer anderen Welt erinnert. Die zwangsweise besser ist… Der reichhaltige Rundgang fasziniert, zwischen Projektionen – der geniale Isaac Asimov, L’étrange testament du père des robots von Mathias Théry (30.04., Planétarium) –, einem Anthropozän-Spaziergang am Port du Rhin (14.05.) in Begleitung des Geographen Michel Lussault und des Choreographen Frank Micheletti und anderen Konferenzen wie D’un rêve à l’autre, die die Geschichte des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte erkundet (15.04., Lieu d’Europe). Unser Favorit ist ein gezeichnetes Konzert zur Musik von Bruno Letort: Le Retour du capitaine Nemo von Benoît Peeters und François Schuiten (Auditorium de la Cité de la Musique et de la Danse, 28.04.) nach dem gleichnamigen Comic, das den Zyklus der Geheimnisvollen Städte abschließt. Die berühmte Figur von Jules Verne kommt zu sich, wie Hibernatus, verloren und an Gedächtnisschwund leidend, in seinem U-Boot…
In der Oper, im Lieu d’Europe, im Cosmos, in der BNU, etc. (Straßburg) vom 12. April bis Mai
operanationaldurhin.eu
> Guercœur ist zu sehen in der Opéra de Strasbourg (28.04.-07.05.) dann in La Filature in Mulhouse (26. & 28.05.)
Gesendet auf France Musique am Samstag, den 25. Mai um 20 Uhr (danach auf der Website). Ein Jahr lang auf ARTE Concert verfügbar, ab 25. Mai.