Alain Chamfort präsentiert sein Best of
Le meilleur de moi-même (Das Beste von mir): Das verspricht Alain Chamfort in einer hybriden Aufführung. Begegnung mit dem Papst des schicken Pops.
Die Stimme erkennt man unter tausenden wieder. Warm hüllt sie uns ein, seit langen Jahren, in den hintersten Winkeln von Gesängen, die die subtilen Schichten der Liebe und des Entliebens durchstreifen. Mit 75 Jahren kommt Alain Chamfort auf die Bühne zurück, für eine merkwürdige Übung, auf halbem Weg zwischen intimem Gesang (mit dem Klavier von Vincent Bidal) und einem Rückblick auf seine Karriere, da er sich Valli anvertraut, einer wahnsinnig guten Interviewerin, mit der er zwischen zwei Hits Anekdoten und Erinnerungen teilt. Aber Achtung, „darin liegt überhaupt keine Nostalgie. Es geht einfach um eine Art und Weise meinen Weg nachzuvollziehen“, vertraut uns ein Sänger an, der es immer gewusst hat, den Klang einer Epoche einzufangen, die Windungen des französischen Pops begleitete, bis er zu einer Patriarchen- Figur für zahlreiche Künstler wurde, die er inspirierte, wie Benjamin Biolay oder Vincent Delerm. „Ich will nicht erstarren. Man muss aufmerksam demgegenüber bleiben was passiert. Ich höre der Welt dabei zu, wie sie sich verändert“, erklärt er. Und er gesteht begeistert vom schwebenden Pop von Flavien Berger zu sein, oder den retro-spielerischen Klängen von Voyou, ohne Neverender, eine neue Zusammenarbeit zwischen Justice und Tame Impala zu vergessen, die er in Endlosschleife hört. Schlussendlich hat er nicht viel von einem „phantastischen Has-Been“ in Grand Retour (2003). Die Referenz bringt ihn zum Lachen… Jedenfalls scheint der Sänger immer auf der Welt zu sein und gleichzeitig außerhalb der Realität. Paradox eines ewigen Dandys, der sich „von den Dingen tragen ließ. Ich habe immer aus der Intuition heraus gehandelt“, fasst er zusammen.
Auf der Bühne empfindet er seinen Weg nach, vom Sänger für Backfische zur Autoren-Ikone, über Maxi-Hits wie Manureva (1979): „Es ist ein Lied, das seine Ziele überschritten hat, das durch seine Einzigartigkeit geprägt hat. Ich habe eine ambivalente Beziehung zu ihm, zwischen Liebe und Hass, aber die Leute sind so glücklich, dass ich es nicht beiseitelasse.“ Wenn er die großen Figuren herunterbetet – Clo-Clo, Jacques Dutronc, Serge Gainsbourg –, zahlreiche Anekdoten erzählt, entführt uns Alain Chamfort für die Zeit eines Auftritts in sein Universum, bis hin zu seinem aktuellen Werk L’Impermanence (2024), eine „Meditation zur Zeit, die vergeht, zum Prozess des Lebens, des Todes und der Wiederauferstehung. Im Buddhismus bedeutet dieses Konzept, dass nichts definitiv ist, dass die Wesen in einer immerwährenden Verwandlung sind.“ Es sind diese subtilen Metamorphosen, die er uns zu durchwandern einlädt, mit einer Frage als Parole – der wir zustimmen werden – die eine seiner aktuellsten Balladen durchzieht: „Und wenn ich nur an der Oberfläche / Mit der Schuhspitze / Wie man eine alte Tierleiche anstupst / die Anmut berührt hätte?“
Im Espace Rohan (Saverne) am Freitag den 10. Januar und im Espace Simone Signoret (Vitry-le-François) am Sonntag den 18. Mai
espace-rohan.org – bords2scenes.fr
> Im Rahmen seiner Tournee L’Impermanence, tritt Alain Chamfort auch im Musée Würth in Erstein auf (04.04.)
musee-wurth.fr
Erschienen bei BMG bmg.com