Mon Sang, neuer Stern in der Galaxie von Clara Luciani
Clara Luciani nimmt uns mit in das Universum von Mon Sang, ihrem dritten Album mit Pop-und Rockeinflüssen, das sie ihrem eineinhalbjährigen Sohn gewidmet hat. Begegnung.
Sie sind seit Januar wieder auf Tournee. Wie sieht dieses Abenteuer aus, mit ihrem Sohn, der Sie begleitet?Alles klappt sehr gut. Ich erinnerte mich nicht daran, wie sehr ich das liebe! Die Bühne erlaubt es mir, mich wiederzuentdecken, es macht mich unglaublich glücklich zu sehen, dass das Publikum nicht auf sich warten lässt. Es sind starke Momente und es ist genial meine drei Alben koexistieren zu lassen. Das ist wichtig, ich habe nachgezählt und jedes hat so viel Platz wie das andere! Es geht darum, keine Eifersucht zu wecken, ein bisschen so, wie wenn man Kinder hat. Ich habe den Eindruck, dass wir ein perfektes Gleichgewicht erreicht haben. Die Inszenierung ist ebenfalls ein kleines Schmuckstück, bei dem jeder sein Glück finden kann.
Wie sieht sie aus?
Es gibt zwei Hauptelemente. Im Zentrum haben Sie eine Art überdimensionales Schmuckstück, das, wie ein Medaillon, von Perlen umrundet ist, in dem manchmal mein Auge oder Videos projiziert werden. Auf beiden Seiten findet man Treppen, wie auf einem unerschöpflichen Spielplatz. Man kann Bilder kreieren oder sie völlig verschwinden lassen, mit Lichteffekten. Es ist ein Bühnenbild, das gleichzeitig stark und schnörkellos ist, damit man zahlreiche Geschichten darin erzählen kann. Alle möglichen Universen und alle Facetten meiner Musik und meiner Persönlichkeit können sich hier entfalten. Die Idee bestand darin nicht etwas zu Markantes zu haben, zu sehr Rock oder Disco.
In den 13 Titeln von Mon Sang (Mein Blut) wenden Sie sich direkt an ihren Sohn. Wie haben Sie die Themen ausgewählt, die Sie ansprechen wollten?
Ich glaube, sie haben sich von alleine durchgesetzt. Da ich das Album geschrieben habe, als ich schwanger war, denke ich, dass ich mir nur zugehört habe und mir sagte „Ok, was möchte ich diesem Kind, das kommt, erzählen?“. Zum ersten Mal hat dieser Prozess zahlreiche Möglichkeiten eröffnet, wie zum Beispiel Ma Mère (Meine Mutter). Das ist etwas, was ich schon seit sehr langer Zeit machen wollte, aber ich fühlte mich nicht ganz bereit, nicht völlig fähig dazu die Worte zu finden um meine Geschichte mit meiner Mutter zu erzählen. Und dann hat sich auf einmal alles gelöst. Es ist ein bisschen so als ob ich mich im Spiegel betrachtete, so als ob ich mich meinem Kind und natürlich meinem Publikum erzählen würde. Ich offenbare mich mit sehr viel Genauigkeit, das heißt, dass ich von den tollsten Momenten spreche, wie von den Schwierigsten, wie beim Freundschaftskummer oder meinen Anfängen in der Musik. Jedenfalls lag darin nichts Bewusstes. Ich entrolle den Faden dieser vergangenen 32 Jahre um zu den wichtigsten Ereignissen zurückzukommen.
Ihr Schreibprozess geht oft über Notizen auf ihrem Handy. Wie funktioniert das?
Es sind im Allgemeinen Schlüsselbegriffe, Ausdrücke, die ich mag. Zum Beispiel interessierte mich der Begriff „Blut“ sehr, da ich ihn gleichzeitig störend und symbolisch stark fand. Für mich ist er Quelle des Lebens, verweist auf die Familie. Ich mag Wendungen, die stören, die etwas leicht Brutales haben. Das hatte mich dazu bewegt „Arsch“ in Le Reste unterzubringen (auf dem Album Coeur, Anm.d.Red.). Dahinter steckt die Idee etwas leicht pfeffriges zu haben, etwas, das unsere Aufmerksamkeit weckt, dass die Leute sagen lässt „Hat sie das jetzt wirklich gesagt?“, oder dass jemanden auf die Palme bringt… Ich mag auch die Herausforderung sie in ein Lied einzubringen und sie poetisch klingen zu lassen. Wie das Wort „Genealogie“ das fast unmöglich zu singen ist. Ich hatte es wirklich im Kopf und habe mir gesagt „Aber wie kann ich es nur platzieren, es ist unsingbar!“. Auf Mon Sang tue ich es, und ich glaube es funktioniert. Es gibt also immer eine Beziehung zur Prosa, ich mag es eine Sprache einzubringen, die auf den ersten Blick nicht poetisch ist, oder die nicht unbedingt einen guten Ruf hat [lacht].
Courage, über mentale Belastung ist ein Stück voller Bässe, Schlagzeug und Tasteninstrumente, das nach der Geburt ihres Kindes entstanden ist. Sollte es also ursprünglich nicht Teil des Albums sein?
Es ist das einzige Lied, das ich nach seiner Geburt geschrieben habe, das stimmt. Ich war wieder auf dem Sofa des Studios eingeschlafen, weil ich nachts nicht mehr schlief und ich wachte mit dem Refrain im Kopf auf. Ich habe zu meinem Produzenten Sage gesagt, „Ich glaube wir müssen der Platte ein Lied hinzufügen, denn ich habe da etwas was mir nicht aus dem Kopf geht!“.
Auf Interlude, Ballade mit überirdischem Klavier, hört man die Stimme ihrer Großeltern. Existierte die Idee diese Auszüge hinzuzufügen von Anfang an?
Sie kam in einem zweiten Schritt. Wir haben sie erst aufgenommen, dann habe ich sie zuhause gehört und ich dachte mir „Was erzählt sie eigentlich wirklich?“. Dieses Lied ist wie ein Abschied von der ersten Version von mir. Ich habe mich also gefragt „Wer repräsentiert am besten diese Zeit?“. Es sind diese Wächter meiner Kindheit, diese Stimmen der Vergangenheit, und ich hatte Lust darauf, dass sie am Ende erklingen. Eine ziemlich wahnsinnige Arbeit wurde von Pierrick Devin, dem Co-Produzenten des Albums neben Ambroise Willaume (alias Sage, Anm.d.Red.) umgesetzt und ich erinnere mich wie ich mit lauter Videos aus meiner Kindheit, die ich auf meinem Handy hatte, zu Pierrick kam. Wir haben sogar meine Stimme, die mit einem starken Akzent aus Marseille spricht, den ich leider mittlerweile verloren habe, und es berührt mich mir zu sagen, dass es einen Ort, irgendwo auf einer Platte gibt, an dem meine Großeltern, meine Eltern, meine Schwester und ich unsterblich sind. Es ist ein starkes Wort, aber es hat so etwas an sich, jedenfalls schenke ich ihnen ein kleines zusätzliches Leben.
Was Forget Me Not betrifft, singen Sie mit einem ihrer Idole, Rufus Wainwright. Es ist übrigens Woodkid, der den Kontakt hergestellt hat.
Ja, und glücklicherweise, denn ich denke, dass ich sonst noch auf eine Antwort warten würde! Ich hatte Rufus auf Instagram kontaktiert. Ich denke er hatte meine Nachrichten nicht gesehen, also wartete und wartete ich… Und eines Tages diskutiere ich mit Woodkid, der mir sagt „Aber ich kenne ihn super gut, lass es mich versuchen, ich werde ein Whatsapp-Gespräch für drei machen.“ Und das hat er gemacht, Rufus hat sofort geantwortet „Warum nicht, schick das Lied und wir werden sehen.“ Er hat es sehr gemocht und sofort akzeptiert. Tatsächlich schrieb Rufus damals eine Oper, die er in Paris spielen sollte (Dream Requiem, Uraufführung am 14. Juni 2024, Anm.d.Red.), also habe ich gewartet, dass er kommt um seine Oper zu machen, dann hat er sich am Nachmittag zwei Stunden Zeit genommen um mit mir zu singen. Das bleibt für immer ein sehr großer Moment.
Warum beendet dieser Titel ihr Album?
Ich denke, dass das Ende des Liedes dies rechtfertigt, da es einen begeisterten Schwung hat, der ein bisschen episch ist, mit vielen Geigen und einer Explosion wie bei den Beatles. Ich fand, dass dieser Moment das Ende der Platte sein sollte, dass dies vielleicht das Letzte war, was die Leute hören sollten.
Im Zénith (Straßburg) am Donnerstag den 13. März, in der Rockhal (Esch-sur-Alzette) am Freitag den 14. März, in der Arena (Reims) am Samstag den 15. März, beim Festi’neuch (Neuchâtel) Samstag 14. Juni, bei den Eurockéennes (Belfort) Samstag 5. Juli und im Galaxie (Amnéville) am Samstag den 13. Dezember claraluciani.fr