Die Karpfenvase von Émile Gallé entfaltet sich im Musée du Verre
Mit Muette, la carpe? präsentiert das Musée du Verre einen Fokus auf ein Meisterwerk von Gallé, das alle seine Geheimnisse preisgibt, im Dialog mit anderen alten und zeitgenössischen Werken.
Ist der Karpfen wirklich stumm, wie es der (französische) Ausdruck behauptet? Nicht wirklich, wenn man der Vielfalt dieser Ausstellung glaubt, die dem Süßwasserfisch gewidmet ist. Rund um das Meisterwerk von Émile Gallé (der von 1867 bis 1894 in Meisenthal arbeitete), artikuliert, erlaubt sie es „ein Gespräch zwischen der Vase mit dem Karpfen und einer Auswahl von historischen Dokumenten, wissenschaftlichen Objekten und anderen Werken von gestern und heute anzustoßen“, fasst Caroline Roelens-Duchamp, Direktorin des Musée du Verre zusammen. In einem dunklen Saal in Grüntönen, der an die Teiche erinnert, die die Landschaften des Pays de Bitche prägen, beginnt die Ausstellung mit einer vollständigen Präsentation dieses berühmten Werkes von 1878, was es erlaubt die verschiedenen Einflüsse des Glasermeisters zu verstehen, wobei die japanische Kunst des 18. Jahrhunderts grundlegend ist. Ein Teil des Rundgangs ist so seiner Darstellung im Land der aufgehenden Sonne gewidmet, zum Beispiel Karpfen der einen Wasserfall hinaufschwimmt, einem faszinierenden Holzschnitt von Yashima Gakutei. Man versteht die Faszination, die die japanische Kunst auf einige europäische Künstler des 19. Jahrhunderts ausübte, darunter Théodore Deck, dessen Salzstreuer die Form zweier sich spiegelnder Karpfen annimmt. Dann taucht die Ausstellung nach und nach ins Wasser ein, um die Biologie des Fisches zu verstehen. Videoaufnahmen des Tieres in seiner natürlichen Umgebung stehen, unter anderem, neben präparierten Exemplaren aus dem Muséum- Aquarium in Nancy. Der Besucher taucht schließlich wieder auf, um einige dieser Darstellungen zu entdecken, die insbesondere in Elsass-Lothringen sehr präsent sind: Ob es in der Gastronomie ist, mit dem berühmten frittierten Karpfen im Sundgau, von Tomi Ungerer illustriert, oder in der Literatur anhand der Fabel La Carpe et les carpillons (Der Karpfen und die kleinen Karpfen) von Jean-Pierre Claris de Florian.
Als echtes Schmuckstück der Sammlungen von Meisenthal ist die Vase mit dem Karpfen eine echte Meisterleistung der Glaskunst. Die Verwendung verschiedener sehr besonderer Techniken zeigt ihre Einzigartigkeit. Das mit Hilfe des Emaille-Künstlers Désiré Christian bemalte Werk reproduziert detailgetreu die Zeichnung des Fisches von Hokusai aus dem 18. Jahrhundert. Ein Vasenhals auf einer abgerundeten Basis unterstützt und akzentuiert die Gestik des Schwanzes. Um an die Wellenbewegungen zu erinnern, nutzt Gallé die Glastechnik der venezianischen Küsten, die darin besteht der Vase ein Streifenmuster zu geben. Um diesen Effekt zu verstärken, erfindet er den Farbton Mondlichtblau, der direkt in die Basis des Gefäßes eingefügt wird. Sechs Exemplare dieser Vase sind heute bekannt, auch wenn jede leicht unterschiedlich ist, bleiben die zentralen Elemente wie der Karpfen, seine Form und die ganz neue Farbe, gleich. Ein Aspekt, der in der Ausstellung hervorgehoben wird, in der zwei Exemplare präsentiert werden. Also, nicht so stumm, der Karpfen!
Im Musée du Verre (Meisenthal) bis zum 30. Dezember
site-verrier-meisenthal.fr