Fokus auf Das einfache Leben von Gerhard Glück im Cartoonmuseum Basel

Vincent revient chaparder des tournesols, 1990 © Gerhard Glück, Vincent klaut schon wieder Sonnenblumen, 1990

Die breite Retrospektive Das einfache Leben in Basel, die Gerhard Glück gewidmet ist, lässt uns die Zeichnungen des Meisters der Diskrepanz entdecken.

Im deutschsprachigen Raum ein Superstar (wie Seme oder Voutch in französischsprachigen Ländern) taucht Gerhard Glück, der gerade seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, seine Pinsel in die Kunstgeschichte ein. Der erste Ausstellungssaal illustriert dies auf glänzende Weise: Hier sieht man Van Gogh beim Stibitzen von Sonnenblumen in einem riesigen Feld, eine geniale Parodie des Schreis von Munch, eine äußerst lustige Überlegung zum Rokoko ausgehend von einer leicht modifizierten Version von Die Schaukel von Fragonard, etc. Was diese Gemälde verbindet? Eine Komposition von großer Finesse, die verschiedene Techniken verbindet – allen voran Acrylfarbe und Tempera – in Bildstrukturen von schöner Präzision im Dienst eines zarten, schrägen Humors im Zeichen des Absurden. Das Lachen wird oft von einem subtilen Zusammenstoß zwischen Bild und dem darunterstehenden Text erzeugt. Dies wird vom weiteren Rundgang, der thematisch gegliedert ist (Mensch und Tier, Paarleben, etc.), auf eklatante Weise illustriert.

 

Jener, der regelmäßig in NZZ Folio oder Eulenspiegel veröffentlicht, amüsiert sich mit Wohlwollen über extrem durchschnittliche Individuen, die oft älter und ein bisschen altmodisch sind. So entdeckt der Besucher eine Matrone, welche man sich sofort mürrisch vorstellt, die in einem Bötchen sitzt: Ihr gegenüber ihr Ehemann, ein rundlicher Sechzigjähriger mit spärlichem Haar, der sie anblickt, ungerührt und… auf dem Wasser stehend. Unter dem Bild präzisiert ein Text: „Frau Schmitt hatte ihren Ehemann jahrzehntelang unterschätzt!“ Die goldbraune Oberfläche des Teichs wird auf graziöse Weise wiedergegeben, ebenso wie die Nuancen des Himmels und der Bäume, die aus einem romantischen Gemälde stammen könnten. Die Situationen sind komisch, voller Diskrepanz zur Realität, grenzen ans Groteske mit einem Hang zum Surrealismus. Einige Kompositionen könnten sogar von René Magritte oder Gaston Bogaert stammen, wie dieses mysteriöse Haus inmitten eines überwältigenden Waldes. Alle seine grünen Fensterläden sind geschlossen, außer einem einzigen, der ein Kostüm in einer Fensteröffnung erscheinen lässt. Schlussendlich sind die Zeichnungen von Gerhard Glück nicht direkt politisch – „Mir ist aufgefallen, dass das zu schnell altert. Wer erinnert sich noch einige Jahre später, an jene Reform, an jenes Wahlversprechen? Ich bevorzuge, dass meine Gemälde die Zeit überdauern“, erklärt der Künstler – sind es aber zwischen den Zeilen, da sie Themen behandeln, die unsere Gesellschaften bewegen, von der Ökologie bis zum Massentourismus…


Im Cartoonmuseum Basel – Zentrum für narrative Kunst (Basel) bis zum 9. März 2025

> Kuratorinnenführung 08.12. & 09.03. (14 Uhr)
> Sonntagsführung 01.12., 19.01., 16.02. und 23.02. (14 Uhr)

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