Tosca in der Opéra-Théâtre de Metz : Gespräch mit Paul-Émile Fourny
Die Saison der Opéra-Théâtre beginnt mit Puccini, anlässlich seines 100. Todestages. In seiner Inszenierung von Tosca, konzentriert sich Paul-Émile Fourny auf die Beziehungen zwischen den Protagonisten, was eine intime Theatralik erzeugt. Gespräch.
l Trittico, Turandot, Manon Lescaut, La Rondine (präsentiert im Oktober, siehe Poly Nr. 272 oder auf poly.fr), La Bohème, etc. Man hat den Eindruck, dass Sie eine besondere Beziehung zu den Opern von Puccini haben…
Es ist ein Komponist, zu dem ich eine große Zuneigung empfinde, vor allem für seine „kinematografischen“ Werke. Für diese Tosca hatte ich den Wunsch eine sehr zeitgenössische Oper zu inszenieren.
Dennoch ist Tosca, zeitlich determiniert. Die historischen Bezüge sind zahlreich in einer Handlung, die sich in Rom im Juni 1800 abspielt. Was macht dieses Werk aktuell?
Es ist von einer tiefgreifenden Theatralik und einer großen Intimität geprägt: Es ist fast eine Klausur zwischen vier Figuren, in die der Chor sporadisch eingreift. Es geht um religiösen Wahnsinn, Machtspiele und Verführung… man könnte meinen, man sei im 21. Jahrhundert!
In welcher Epoche spielt sich ihre Inszenierung ab?
Man hat das Werk oft in das faschistische Italien oder in eine totalitäre Zukunft versetzt. Ich habe es vorgezogen nicht die Epoche zu wechseln und in einem Universum zu bleiben, das an den Beginn des 19. Jahrhunderts erinnert. Für das Bühnenbild habe ich Videoprojektionen bevorzugt, da ich vermeiden wollte, dass ein imposanter Rahmen die Finesse der Aussage erdrückt. Das erschien umso passender als Tosca eine zutiefst kinematografische Oper ist!
Haben sie an den Orten, an denen sich die Oper abspielt, gefilmt?
Ich wollte keine Kopie und keine platte Illustration. Keinen Palazzo Farnese und keine Engelsburg, sondern metaphorische Erwähnungen dieser Orte.
Was ist die Substanz von Tosca?
Es existiert in diesem Werk, das ohne Ouvertüre beginnt, ein besonderer Rhythmus: Der Zuschauer taucht direkt in die Handlung ein. Es handelt sich fast um einen Thriller in dem vier Personen innerhalb von 24 Stunden sterben. Es gibt eine Fatalität in dieser Geschichte, deswegen wollte ich jedem seinen Schutzengel zur Seite stellen, einen stummen Beobachter, der nicht eingreift. Er zeigt, dass die Dinge in Ordnung gebracht werden könnten, aber das Schicksal auf abscheuliche Weise zuschlägt und er stellt Verzweiflung und Trostlosigkeit fest.
In der Opéra-Théâtre de l’Eurométropole de Metz vom 15. bis 21. November
opera.eurometropolemetz.eu
> Fortsetzung (und Abschluss) des Puccini- Höhepunktes mit dessen Messa di Gloria in der Cathédrale Saint-Étienne (29.11.)