Zaoui liefert Pulsations tendres et violentes
Zaoui setzt das Sezieren seiner inneren Kämpfe fort und liefert Pulsations tendres et violentes, eine erweiterte Neuauflage eines ersten, zutiefst sensiblen Albums. Gespräch.
Ein Jahr nach dem Erscheinen von Pulsations, präsentieren Sie eine neue erweiterte Version mit acht unveröffentlichten Titeln. Wie ist dieses Projekt entstanden?
Als ich mein Soloprojekt startete [nach der Trennung seiner ehemaligen Gruppe Thérapie Taxi, Anm.d.Red.] wollte ich mir die Zeit nehmen, die Dinge gut zu machen. Ich habe zuerst im Jahr 2022 eine EP herausgebracht, Mauvais démons, dann Konzerte und Festivals aneinandergereiht. Auf der Bühne habe ich Kompositionen getestet, die anschließend auf Pulsations gelandet sind, also nutze ich diese beiden Alben seit fast zwei Jahren. Ich wollte den Geburtstag meines ersten Albums feiern, bevor ich diese lange Tournee abschließe, die im Dezember endet.
Sie jonglieren mit sehr unterschied- lichen Musikgenres: Pop-Rock (Finir à genoux), New wave (Comme des sauvages), Reggae (Langue de p***)…
Ich visualisiere meine Musik auf kinematographische Weise. Wenn ich ein Lied schreibe, feile ich an den kleinsten Details, bis es exakt dem entspricht, was ich mir vorstelle, selbst wenn das Endresultat unerwartet ist. Als ich die Tracklist der ersten Version von Pulsations zusammenstellte, habe ich die stärksten Stücke privilegiert und darauf geachtet, dass sie sich sehr voneinander unterscheiden. Ich mag auch die Idee Atempausen zwischen den sehr strukturierten Pop-Melodien zu schaffen mit Kompositionen, die sich langsamer entfalten… Also geht es in der Tat ein bisschen in alle Richtungen! Der Vorteil dieser Neuauflage liegt darin Titel zu präsentieren, die im Original nicht aufgenommen wurden, die ich überarbeitet habe, sowie Neuheiten. Nichts geht verloren, alles verwandelt sich.
Sie scheinen an das Schreiben wie an ein Handwerk heranzugehen.
Es ist eine Suche nach Ausgeglichenheit! Man muss die richtigen Worte finden, schöne Bilder evozieren, präzise sein, dem Text einen besonderen Geschmack verleihen um sich als Autor abzuheben… Und dabei gleichzeitig hoffen, dass es die Leute fesselt. Man versucht diese Art Magie zu erzielen, die stattfindet, wenn der Text, die topline und die Melodie im Einklang sind.
Vom Zweifel zur Trauer über die Enttäuschung, sie analysieren ihre Seelenzustände mit sehr großer Offenheit. Hat ihre Musik eine kathartische Dimension?
In der Tat. Ich bin nicht jemand mit einer großen Einfallskraft. Meine Texte haben etwas von Autofiktion, sie sind von meinen eigenen Erfahrungen inspiriert und ich nähre mich meinerseits von ihnen. Musik zu machen ist vor allem ein Mittel zu überleben, eine sehr wichtige emotionale Krücke, die es mir erlaubt mit dem Leben klarzukommen. Ich habe das Glück, dass sie mich heilt aber, dass ich auch davon leben und sie teilen kann, um andere zu besänftigen. Deswegen endet das Lied Pulsations mit diesen Worten: „Mein Herz in ei- ner Achterbahn aus Liebe und frischem Wasser, ich werfe den Motor wieder an“. Es ist eine Art Schlüsselerfahrung, die alles erklärt, was ich im Laufe des Albums beschreibe, aber auch eine Einladung dazu, die Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu sehen: Indem man alle diese Erfahrungen macht, fühlt man sich lebendig.
In La Cartonnerie (Reims) am Freitag den 15. November, im Noumatrouff (Mulhouse) am Freitag den 22. November und in der Maison Bleue (Strasbourg) am Samstag den 23. November