Grada Kilomba und ihre hypnotisierende Opera to a Black Venus in der Kunsthalle Baden-Baden

Grada Kilomba, Opera to a Black Venus. Courtesy of the Artist

Mit Opera to a Black Venus untersucht Grada Kilomba die „unaufhörliche Wiederholung der Barbarei der Vergangenheit in der Gegenwart“. 

Die in Berlin lebende Grada Kilomba besucht gerne die drei Opernhäuser der Hauptstadt, in denen sie Parallelen zu ihrer vielförmigen Kunst sieht. „Es werden so viele Mittel und Disziplinen mobilisiert um eine Geschichte zu erzählen: Bewegung, Tanz, Performance, Musik, Text, Kostüme, Szenografie und natürlich Gesang“, fasst sie zusammen. Diesen narrativen und subversiven Rundgang hat sie wie eine Oper aufgebaut, in den Fußstapfen von Frantz Fanon, dessen Labyrinth (2024), eine riesige Textil-Installation, die den größten Saal der Kunsthalle einnimmt, als ein Präludium betrachtet werden kann, eine „Art und Weise in die Welt einzutreten“. Vorhänge aus schwarzer Baumwolle schweben im Herzen des Raums, in einer radikalen Poesie symbolisieren sie die zahlreichen Behinderungen, die physisch und metaphorisch, den Weg von jenen versperren, die auf der Suche nach Freiheit sind. Nach dieser Erkundung mit Hindernissen entdeckt der Besucher Opera to a Black Venus (2024), Video, das der Ausstellung ihren Titel verleiht. In einem futuristischen, wüstenartigen Dekor mit Hang zur Post-Apokalypse entführt uns ein Chor von Sängern, Schlagzeugern und Tänzern in einen Strudel visueller Geschichten über Erinnerung und Widerstand. Es mischen sich Umweltbewusstsein – „Was würde uns der Grund des Ozeans morgen sagen, wenn er heute leer wäre?“ – und existenzielle Fragen, das Werk hat einen stark hypnotisierenden Effekt. 


Im Laufe der Säle zeigt sich die Aussage der portugiesischen Künstlerin: „Zu zeigen, dass die Barbarei der Vergangenheit sich noch heute fortsetzt, immer wieder und wieder, dass sie un- endlich zu sein scheint.“ Davon zeugt, zum Beispiel, ein Auszug aus The Illusions, Video-Trilogie aus dem Jahr 2016: Spiegelbildlich in zwei symmetrischen Sälen des Rundgangs präsentiert, sind Antigone und Oedipus komplementäre Figuren, die die antike und zeitgenössische Mythologie zusammenführen, rund um Konzepte wie Widerstand oder Gerechtigkeit, um die Macht der Menschheit aus einer afro-feministischen Perspektive zu hinterfragen, in der das kolonialistische Patriarchat herausgefordert wird. In ihrer Ästhetik an O Barco/The Boat erinnernd, eine monumentale Installation in Form einer poetischen Erinnerungsstätte zum Sklavenhandel (ebenso hier im Rahmen von Nature and State präsentiert), thematisiert 18 Verses (2022) auf ergreifende Weise die Migrations-Tragödie, die sich im Mittelmeerraum abspielt, während Table of Goods (2017) mitten in das traumatische Erbe des Dreieckshandels eintaucht. Mit einer Mischung aus Erde, Kaffee, Zucker und Kakao zeigt das Werk, dass die Ausbeutung – der Menschen und der Umwelt… – immer noch der Motor ist, der die Welt bewegt. 


In der Staatlichen Kunsthalle (Baden-Baden) bis 20. Oktober 
kunsthalle-baden-baden.de 
gradakilomba.com 

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