Alexander Vantournhout trotzt in Foreshadow der Schwerkraft

© Bart Grietens

Mit Foreshadow stellt der Flame Alexander Vantournhout seine Tänzer vor die Herausforderung der Schwerkraft.

Der Tänzer und Akrobat Alexander Vantournhout ist ebenso unerwartet wie lustig, fasziniert und fesselt mit seinen körperlichen Aufführungen mit Performance-Dynamik. Der Organismus wird hier in überraschenden Verdrehungen an seine Grenzen gebracht, ein ausgesuchter Nahkampf mit explosiven Verwicklungen. Davon zeugen die zahlreichen Stücke, in denen die Einschränkung als kreativer Impuls für eine ungewöhnliche Körperlichkeit gilt: Eine Bowling-Kugel die am ausgestreckten Arm in einem ununterbrochenen Kreiseln gehalten wird, Steigeisen für metallische Duos oder auch Fahrradhelme aus dem Zeitfahren in einem Zweikampf (Screws), Absätze, Boxhandschuhe (Aneckxander) oder Hammer mit langem Stiel (VanThorhout), der ihn wie einen tanzenden Derwisch in einen Rundtanz auf einem Vorsprung aus Holz mitreißt. Die Kraft steht immer der Geschmeidigkeit gegenüber, die Sanftmut folgt auf eine gewisse Härte, nicht ohne Leichtigkeit.


Seine Gruppenstücke spielen oft mit Zweideutigkeit, mit einem Spiegel der Silhouetten und Muskulaturen, deren Zwillingsbeziehung von ans Groteske grenzenden Illusionen oder poetischen Verschachtelungen durchkreuzt werden. Immer wird die aufrechte Körperhaltung herausgefordert, er attackiert die Schwerkraft an der Stelle, an der es wehtut. Man darf nicht vergessen, dass Alexander Vantournhout auf Teppichen schwitzend und an Turngeräten trainiert hat. Eine eiserne Disziplin, die Bildung des Körpers. Mit Foreshadow stellt er seine acht Interpreten vor die Herausforderung einer vertikalen Wand: Als obligatorischer Stützpunkt wird sie zu einer Verankerung der Formen, die sich ständig neu bilden, durch Zusammenarbeit und Unterstützung. Kein anderer Weg als jener eine Gruppensolidarität zu erfinden, um gemeinsam weiterzukommen, mithilfe von Tragefiguren und Gleichgewicht, was die Illusion erzeugt, dass der Bühnenhintergrund die Bühne ist, dass man auf ihm einfach geht und vorankommt. Die Bündelung der Bemühungen schafft es sogar die Wahrnehmung von oben und unten durcheinanderzubringen, so hält man sich an dem einen fest und verwirft das andere, so dass man am Ende nicht mehr sicher ist ob der Kopf und die Füße am richtigen Ort sind. In bester Kameradschaft trotzen die Interpreten der Erdanziehung, finden unerwartete Körperoberflächen, die sie den anderen als Stützpunkt anbieten. In diesem lebendigen und organischen Kapla-Spiel trägt jeder und wird getragen, so gut wie es geht, in einer Neuerfindung der zwischenmenschlichen Beziehungen und der permanenten Anpassung.

Alexander Vantournhout : Foreshadow

Im Theater Freiburg (Freiburg im Breisgau) am Sonntag den 13. Juni im Rahmen von Performing Democracy
theater.freiburg.de
performing-democracy.de

Im Maillon (Straßburg) vom 07. Juni bis 08. Juni
maillon.eu

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