Das Musée Würth startet die Ausstellung Frisbee !

Tomi Ungerer, Mr. Muscle, 2004, Collection Würth, Photo : Archiv Würth © DR

Frisbee ! erkundet die Darstellung von Sport und Freizeit in der Sammlung Würth anhand einer begeisternden Präsentation.

Im großen Saal, der den Rundgang eröffnet, ein Gipsabdruck eines verletzten Kriegers von der Fassade des Aphaiatempels auf Ägina, der einen Dialog mit einer hyperrealistischen Skulptur von Jan Nelson, Walking in Tall Grass, Down (2004), eingeht, die einen legendären Moment der Tour de France 2003 aufnimmt: Die Vision von Joseba Beloki, am Boden, nach einem spektakulären Sturz. Etwas weiter tritt der ikonische Diskobolus der Myron zugeschrieben wird und ebenfalls dem Musée Adolf Michaleis in Straßburg gehört, in einen Dialog mit einem riesigen Gemälde von Donna Stolz, Show me a garden that’s burstin’ into light (2007), das einen genderfluiden Frisbee-Spieler in einer extrem coolen Attitüde zeigt, in einer dynamischen Komposition, in der die Orange König ist. Diese Gegenüberstellungen hinterfragen die Darstellung des Körpers, zum Helden verklärt oder leidend, von gestern und heute. Rundherum steht die Bewegung im Zentrum zahlreicher Werke: Die Tänzerinnen (1953) von Miró, die vor Farben strahlen, bis hin zu den Tauchern von zarter Feierlichkeit, die von Christine Gallmetzer gemalt wurden, in einem azurblauen Himmel schwebend.

Musée Würth: Michael Halsband, Jean-Michel
Basquiat et Andy Warhol,
1985
Collection Würth, Inv. 7018,
Photo : Archiv Würth © DR

In der ersten Etage geht der Besucher vom Sport zur Freizeit über, denn hier geht es darum zu zeigen, wie sich die Künstler, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, mit den Metamorphosen der westlichen Gesellschaften herumschlagen, die den Bürgern immer mehr freie Zeit lassen. Eine Zeichnung von Fernand Léger mit dem Titel Die Freizeit (1944) dient als Matrix der Ausstellung und erinnert an eine Allegorie des bezahlten Urlaubs, mit zwei befreundeten Paaren und ihren Kindern, heiter, auf Fahrrädern. Vorreiter dieser Kunst der Entspannung sind Kupka mit seinem Bois de Boulogne (1906) und Pissarro, mit der impressionistischen Route de Berneval-le-Petit (1900), die eine Vision der Kunst des Chillens am Anfang des 20. Jahrhunderts liefern. Der Berg ruft, mit dem gleichnamigen Gemälde von Arnulf Rainer (1990) der die Alpenansichten des vorherigen Jahrhunderts zerkratzt, Badeort-Ekstase – wir haben eine Schwäche für die Zwei Badende, Aquarell von 1910 von Max Pechstein – oder Freude an Gesellschaftsspielen von Max Ernst bis François Morellet über George Grosz, runden die Sache ab. Natürlich kann man sich nicht mit diesen engelhaften Visionen begnügen: So wird die Kehrseite der Medaille in Reisegesellschaft (2017) von Erwin Pfrang augenscheinlich, einer apokalyptischen Vision von Venedig, das vom Massentourismus vergiftet wurde. Zärtlicher ist die Panorama-Photographie von fünf Metern Länge von Martin Liebscher. In Camping (2004) ist eine einzige Figur – er selbst –hunderte Male präsent in allen möglichen Positionen eines Strandurlaubes: Am Strand liegend, beim Zeltaufbau, besoffen unter seinem Wohnwagen… Mit dieser Multiplikation ad nauseam bekommt die Gesellschaft der Freizeit gehörig eins auf den Deckel.

Musée Würth: Frisbee !

Im Musée Würth (Erstein) bis zum 15. September

musee-wurth.fr

> Audioguides in französischer und deutscher Sprache

> Eine Parallelausstellung Sport & Spiel in der Sammlung Würth entfaltet sich im Institut français in Stuttgart (bis 19.04.)

institutfrancais.de

Das könnte dir auch gefallen