Cédric Djedje enthüllt Vielleicht am Théâtre national de Strasbourg

© Dorothée Thébert

Mit Vielleicht, untersucht Cédric Djedje den Platz der Kolonialgeschichte und den Repartionsprozess im Berliner Viertel Wedding.

Sie stammen von der Elfenbeinküste und haben dieses „afrikanische Viertel“ Wedding im Rahmen einer Residenz entdeckt. Inwiefern hat dies, als Einwohner der Schweiz, ihren Standpunkt verändert?
Dieses Viertel ähnelt nicht jenen von Brüssel oder Paris. Es gibt Personen mit afrikanischer Abstammung, aber ursprünglich war es ein Arbeiterviertel. Dieses populäre Viertel ist eine Hommage an die deutsche Kolonialvergangenheit. Hier trifft die erste Generation der Ankömmlinge auf sehr arme Bevölkerungsschichten. Es ist alles andere als touristisch. Auf die gewaltige Welle der extremen Rechten in ganz Europa antwortet seit drei oder vier Jahrzehnten eine starke engagierte Haltung, mit Gruppen die Ausstellungen zum Kolonialismus machen, der Konferenz von Berlin und dem Wunsch Straßen neu zu benennen, um zum Beispiel die Widerstandskämpfer Herero oder Nama in den Fokus zu rücken, anstelle der ehemaligen Kolonialisten. Eine Zelle des Widerstandes gegenüber dieser Bewegung, die die deutsche Identität verteidigt, widersetzt sich, in einem Aggregat aus Bewohnern, die sich vor Behördengängen fürchten, Geschäftsleuten und politischen Parteien, die die Debatte instrumentalisieren.

Cédric Djedje
Cédric Djedje – Vieilleicht © Dorothée Thébert

Die echt-falsche Eröffnungskonferenz des Stücks rund um die Gespenster der Kolonialisierung im Stadtraum hat sich weiterentwickelt…
Mit Safi Martin Yé, die an meiner Seite spielt, fanden wir, dass der Konferenz-Modus sich auf eine rein informative Seite beschränkte, was jeglichen spielerischen Effekt und die Einbeziehung einer persönlichen Dimension schwierig machte. Wir habe deshalb auf eine Mischung aus Konferenz-Stücken, Ritualen (die der Erde gewidmet sind oder der Wiedergutmachung für Figuren, die gegen die Kolonialisierung gekämpft haben), Spuren aus Notizbüchern ausgehend von gefilmten oder nachgespielten Gesprächen gesetzt. Es war mir wichtig die zahlreichen Standpunkte widerzuspiegeln, das Wissen eignet man sich in Form einer Spirale an, im Laufe der Begegnungen, Schritt für Schritt mit den Interpreten. Das Stück ist erst der Anfang, das Publikum geht mit den den Biographien der zitierten Leute nach Hause. Jeder kann sich das Thema im Anschluss aneignen.

Was haben Sie persönlich während dieses Prozesses entdeckt?
Meine Beziehung zum Aktivismus hat sich verändert, ich sah ihn vorher als sehr wütende Leute [lacht]. Vielleicht spricht von Entscheidungen und der Schwierigkeit der Kämpfe. Warum widmen sie ihnen so viel Zeit? Jenseits der Anprangerung gibt es ein Projekt für die Zukunft der konstruktiven Vorschläge. Die meisten Anwohner kennen die Figuren, die zur Umbenennung der Straßen ausgewählt wurden nicht, es gibt ein Defizit in der Bildung, die Deutschen wissen oft mehr über die französische oder englische Kolonialisierung als die ihrige. Wir haben es an der Schaubühne in Berlin gespielt: Die Reaktionen gingen von der totalen Ablehnung bis zur Fassungslosigkeit darüber weder dieses Stadtviertel noch diese Geschichten zu kennen. Heute bin ich mit der Einsicht vorangekommen eine Gemeinschaft zu bilden und auszuwählen, mit wem man sich zusammentut, ohne es standardmäßig zu tun.

Cédric Djedje – Vieilleicht

Im Théâtre national de Strasbourg vom 12. bis 19. April, mit deutschen und englischen Übertiteln am 16. und 17. April
tns.fr

Das könnte dir auch gefallen