Dominique Goblet bei der Ausstellung Untiefen geehrt

Dominique Goblet, Ostende, Frémok, 2021

In Basel präsentiert eine Ausstellung Dominique Goblet, eine Künstlerin, die die Horizonte des Comics erweitert. Untiefen ist wie ein Eintauchen in ihre Psyche.

Diese Persönlichkeit des unabhängigen Comics, Dominique Goblet, hat das prestigeträchtige Institut Saint-Luc in Brüssel absolviert, das in der französisch-belgischen Comicszene alle ausgebildet hat, die Rang und Namen haben. Anfang der 1990er Jahre ist sie Mitbegründerin des Kollektivs Frigoproduction: „Wir wollten die Auflagen und Stereotype hinter uns lassen, die diesem Medium eigen sind, die Grenzen zur Bildenden Kunst verwischen, indem wir, zum Beispiel, das Ausstellungskonzept parallel zum Buch erarbeiteten, was es erlaubt die Erzählung auf unterschiedlichen Bildträgern zu denken“, fasst sie zusammen. Für alle Einflüsse offen – Malerei, Poesie, Tanz, Kino… – zerschmettert die Künstlerin sämtliche Codes. Der erste Saal des Rundgangs, der Ostende (FRMK, 2021) gewidmet wird, ist prächtig, versammelt Gouache- Gemälde, in denen die Melancholie zu Zärtlichkeit wird, in der die Abstraktion auf Strandansichten trifft. „Ich war während des Lockdowns dort. Es war niemand da, so als ob der Badeort in die Vergangenheit getaucht sei“, vertraut sie uns an. Über ihren Kompositionen, deren Soundtrack zwischen Arno und Brel – zur Zeit von Marieke – wechselt, schwebt der Schatten von Ensor.


Sicherlich auch jener von Spilliaert und dem Surrealismus eines Magritte, mit einer Gruppe von meditativen Kühen, die am Strand liegen. „Eine Landschaft zu malen, bedeutet das darzustellen, was man im Angesicht dieser Landschaft empfindet“: Mysteriöse Liebesszenen, fast heimlich, tauchen so auf, während sich eine sechzigjährige Frau in der Öffentlichkeit entblößt. Verlangen. Phantasien. So als ob das Unterbewusstsein in die Zeichnung eindränge – ein modus operandi, der Dominique Goblet am Herzen liegt. Man denkt an Buñuel… Eine Majorette taucht auf, „jene, die zur Dirigentin ihres eigenen Lebens wird, jene, die sich emanzipiert und die anderen Frauen mit sich in Richtung Freiheit führt“, behauptet diejenige, die sich für „die Offenbarung der Schönheit durch die Kraft der Freude“ ausspricht. Die Ausstellung ist eine Reise durch die Thematiken, die der Belgierin wichtig sind und sich in einer Grauzone bewegen, in der die Autobiographie die Fiktion beeinflusst – So tun als ob heißt lügen, (Avant-Verlag, 2017), dessen Originalzeichnungen gezeigt werden, ist ein schönes Beispiel dafür – um in die Untiefen der menschlichen Psyche mit großer Behutsamkeit einzutauchen. Darunter das Altern, Onlinedating – mit der der außergewöhnlichen Arbeit die sie seit 2011 mit Kai Pfeiffer durchführt, zum Beispiel mit Bei Gefallen auch mehr… (Avant-Verlag, 2019) – und der Platz der Frauen in der Gesellschaft: „Für mich ist der Feminismus kein Krieg. Es geht darum etwas mit den Männern zu machen, aber für Frauen“, sagt sie zum Abschluss, voller Weisheit.


Im Cartoonmuseum Basel – Zentrum für narrative Kunst (Basel) bis 26. Mai
cartoonmuseum.ch

> Kuratorinnenführung 26.05.
> Sonntagsführungen 28.04., 05.05. & 12.05.

Dominique Goblet
Erschienen bei FRMK (39 €)
fremok.org
Das könnte dir auch gefallen