Das Museum Rietberg zeigt Mehr als Gold

Membres des Arhuacos à Katansama. Photo : Jorge Mario Arango

Mehr als Gold geht über die Klischees hinaus und durchstreift Glanz und Weltbild im indigenen Kolumbien im Museum Rietberg in Zürich.

Als breitgefächerter Sprung in die vorspanische Zivilisation Kolumbiens, hebt sich diese Ausstellung, die rund 400 Stücke präsentiert, durch eine Herangehensweise hervor, die sich vom westlichen Ethnozentrismus abwendet, der leider zu oft an der Tagesordnung ist. Die verschiedenen Kuratorinnen1 haben in der Tat mit den Arhuacos zusammengearbeitet, die im Norden des Landes leben und die Nachfahren und Erben der Tairona sind, die im 16. Jahrhundert von den Konquistadoren dezimiert wurden. Sie betrachten Votiv-Figuren und andere archäologische Artefakte nicht als neutrale Kunstobjekte: Für sie sind sie in der Tat lebendige Objekte, die mit fundamentalen Werten aufgeladen sind. Einer ihrer spirituellen und politischen Anführer, Mamo Camilo Izquierdo, unterstreicht: „Die Objekte sind Boten. Sie stellen Verbindungen her. Wo die Verbindung unterbrochen wird, entsteht Krankheit. Der Zweck der Objekte, die sie in Museen aufbewahren, ist es, uns zu verbinden. Alle diese alten Stücke wurden als Verbindungsstücke zwischen den heiligen Räumen und den Gemeinschaften hergestellt, deren Aufgabe es ist, die Erde zu erhalten, das Gleichgewicht in der Natur und zwischen den Menschen zu bewahren.“


Der sechsteilige Rundgang beginnt mit einer Erinnerung an die Legende von El Dorada, die so sehr das Verlangen erzeugte, von ihrem Ursprung – einer Zeremonie am Guatavita-See, bei der der neue Anführer von Goldstaub bedeckt wurde2 – bis zu ihrer Metamorphose in den Mythos eines echten „Goldlandes“, der die Europäer verrückt werden ließ… vor allem nach der Entdeckung von kleinen Figuren, wie einer Brustplatte eines Vogel-Mannes von extremer Finesse. Auch wenn das wertvolle Metall von der indigenen Bevölkerung geschätzt wurde, sind die meisten Stücke aus Tumbaga hergestellt, einer Legierung mit 80% Kupfer, die die Verbindung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen illustriert. Man muss hinzufügen, dass Materialien, die vom spanischen Standpunkt aus weniger edel waren – Steine, Keramik oder Federn – ein vergleichbares Prestige zukam. Dekorative anthropomorphe Vasen mit geometrischen Motiven, Photographien von Felsbildern, die tausende Jahre alt sind oder Alltagsgegenstände – wie eine Okarina in Vogelform, die verdammt verführerisch ist – zeugen von einer komplexen Kultur, deren Grundlagen immer noch bei den Arhuacos präsent sind. Die Vorfahren spielen bei Ihnen eine essentielle Rolle, während Bäume, Felsen etc. eine Seele besitzen, so wie Menschen. So bekommen die präsentierten Werke und Glauben, mithilfe der Perspektive der indigenen Bevölkerung eine neue Dimension, die zum Beispiel zeigt, dass der Schamanismus eine zutiefst ethische Beziehung zur Natur herstellt, da es selbstverständlich ist, dass die Gesundheit des Planeten mit jener der Menschheit verbunden ist. Ein Ausflug in die Ciudad Perdida („Verlorene Stadt“ im Nationalpark Sierra Nevada de Santa Marta, die zwischen 600 und 1200 n. Chr. gegründet wurde) illustriert dieses Kredo… ebenso wie die Faszination, die diese verlorenen Welten bis heute ausüben.

Museum Rietberg : Mehr als Gold

Im Museum Rietberg (Zürich) bis zum 21. Juli
rietberg.ch

> Führungen mittwochs (außer den ersten im Monat), donnerstags, sonntags

> Maskentheater Tungurahua am 13.04.

> Meditation mit der indigenen Community Arhuaco, 12.06.

1 Julia Burtenshaw und Diana Magaloni für das Los Angeles County Museum of Art und Fernanda Ugalde vom Museum Rietberg, die beiden Institutionen arbeiten zusammen an einer Ausstellung, die ebenfalls mithilfe des Museo del Oro in Bogota und des Museum of Fine Arts in Houston konzipiert wurde.

2 El Dorado bedeutet buchstäblich „der Goldene“

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