Princess Isatu Hassan Bangura performt im TNS

© Shirin Rabi

In Great Apes of The West Coast, taucht Princess Isatu Hassan Bangura in eine spirituelle Reise ein, die Performance und Afro-Futurismus vermischt.

Sie hat die ersten 13 Jahre ihres Lebens in Sierra Leone verbracht, mitten im Bürgerkrieg, bevor sie vor den Kämpfen floh, indem sie in die Niederlande emigrierte. Nach einem Kunststudium, insbesondere in Maastricht, wurde sie Schauspielerin: Princess Isatu Hassan Bangura nimmt sich allein der Bühne an, entschlossen dazu, sich mit dem in Europa entdeckten Rassismus zu schlagen. Sie listet die Aufforderungen auf, sich zu definieren, Flagge zu bekennen, wenn sie auf die ewigen Fragen antwortet, die man ihr stellt: „Wer bist Du? Woher kommst Du? Was ist deine Geschichte?“ In der Halb-Dunkelheit, von Zuckungen ergriffen, stößt ihr Körper das aus, was nicht toleriert wird. Wiederholt bis zum Ekel und zum Schrei eines befreienden „Fuck it“. Mit Finesse wirft sie sie auf das Publikum zurück, wie die Klischees, die in ihrem Kielwasser transportiert werden. Der westliche Cartesianismus („Ich denke also bin ich“) wird von einer kollektiveren, afrikanischeren Vision herausgefordert („Ich bin, weil wir sind. Kein Mensch ist eine Insel.“)

Princess Isatu Hassan Bangura
Princess Isatu Hassan Bangura : Great Apes of The West Coast © Shirin Rabi

Auf hellem Sand, der sich im Scheinwerferlicht rot färbt, zieht Princess imaginäre Spuren und ruft ihre Vorfahren an, die sie wie eine Voodoo-Priesterin beschwört. Ihr intimes Pantheon leitet ihre Schritte, behält ihre Seele in einer Kosmogonie, in der sich die Macht der Orishas und der Mutter-Göttin Mawu treffen, die den Mond und die Nacht lenkt und die Erde gebiert. Außerdem verleihen Kono-Sprichwörter jedem der Teile einen Rhythmus auf einem riesigen Stern in surrealistischen Farben, der über der traditionellen Hütte im Hintergrund erstrahlt. In einer totalen Performance macht sie den Faden sichtbar, der sie mit ihrem Geburtsland und mit den ersten freigelassenen Sklaven verbindet, die von den Engländern zurückgeschickt wurden, um Freetown zu gründen, in diesem Land, das im 15. Jahrhundert vom Seefahrer Pedro de Sintra benannt wurde. Eine Art und Weise mit den Blutdiamanten und dem Krieg abzuschließen, der vom Charles Taylors Liberia unterhalten wird. Das durchgeführte Ritual hat etwas von einem Märchen, das Mythen und Traditionen verbindet, Gedächtnis und Vorstellungskraft, eingefärbt mit Afro-Futurismus. Ihre Wiedergeburt, bei vollem Bewusstsein, passiert durch eine Konfrontation mit ihren Schmerzen: Ihr Körper, der sich noch an die Tage erinnert, die sie damit verbrachte zu rennen und sich zu verstecken, kurzatmig im Wald, mit der Angst vor den Männern, die sich Bestien verwandelt haben. Entsetzen bei jedem Geräusch.

Indem sie die Zeit nach Lust und Laune verzerrt, gibt die Performancekünstlerin das Tempo vor, zersplittert die Realität, um sie besser erfassen zu können und liefert schließlich den Schlüssel zu dieser introspektiven Reise, die von einer markanten Erinnerung inspiriert ist: Ein junges Mädchen, das am Strand sitzt, zum letzten Mal von seinen Eltern umgeben. Beide werden sich plötzlich im Sand auflösen, sie allein zurücklassen. Princess Isatu Hassan Bangura betrachtet jene, die sie war als sie klein war, in dem Moment, in dem sie erwachsen wurde, dem Aufbruch ihrer Mutter nach Europa, in einem Eisblock über den Wellen erstarrt. Auf ihre Weise findet sie sich in dieser Raumzeit wieder, delegiert diesen Teil von sich selbst, um im Chaos ihrer Welt weiter voranzukommen.

Princess Isatu Hassan Bangura : Great Apes of The West Coast

Im Théâtre national de Strasbourg vom 7. bis 14. Februar (in englischer Sprache mit französischen Übertiteln)
tns.fr

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