Sarkis stellt 7 Tage, 7 Nächte in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden aus

Sarkis

Sarkis erobert die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden mit 7 Tage, 7 Nächte. Begegnung mit einem großen konzeptuellen Künstler.

Ich kenne die Kunsthalle gut, die ich regelmäßig mit meinen Studenten besichtige“, erwähnt Sarkis (geboren 1938) mit einem Lächeln, womit er darin erinnert, dass er die Kunst- Fakultät der Hochschule für dekorative Künste in Strasbourg ab 1980 für ein Jahrzehnt lang leitete. Heute nimmt er die deutsche Institution vollständig ein, inszeniert den Ort in einer Ausstellung, deren Titel jenen einer polyphonen Installation übernimmt, die den Rundgang unterteilt: 7 Tage, 7 Nächte (2016-2019) vereint ebenso viele Kompositionen, die an intime Meditationsräume erinnern, die jeweils einen Saal belegen, wo sie mit anderen Werken des Künstlers in einen Dialog treten. Bunt gemischt und kohärent stellt dieses zutiefst introspektive Ensemble den Platz des Künstlers in unseren Gesellschaften in Frage, zwischen Resilienz und Widerstand, ebenso wie die Rolle seines Ateliers, das gleichzeitig ein beschützender Kokon und ein Raum der Öffnung zu politischen Horizonten ist. Ebenso beeindruckend ist das partizipative Werk, das den großen Saal des Gebäudes belegt. Ein riesiger Tisch, auf dem zwanzig Schüsseln stehen, dieses Atelier d’aquarelle dans l’eau (2005) lädt dazu ein eine plastische Erfahrung zu machen, in der sich die Pigmente in bunten Spiralen in einer Welle auflösen, die abstrakte, vergängliche und poetische Windungen bilden. Eine Erfindung, um die Kunstgeschichte zu hinterfragen, da die Farbe hier vom Zwang des Untergrundes, Leinwand oder Papier, in einer unglaublichen Flüchtigkeit befreit wird. Im Hintergrund entdeckt man einen neonfarbenen Regenbogen, der für die Ausstellung geschaffen wurde (Zu den Kindern, 2023), einen neuen Avatar eines im Jahr 2014 entstandenen Motivs, das diesmal den Kindern gewidmet ist, die uns in die Zukunft führen.

Sarkis
Sarkis : Atalier d’aquarelle dans l’eau (2005) + Zu den Kindern (2023) © Kunsthalle Baden-Baden

Indem er das Intellekt und die Sensibilität des Besuchers anspricht, ist dieser Raum der Überlegung, den die Ausstellung darstellt, durchdrungen von einem fundamentalen Begriff im Werk von Sarkis, dem „Kriegsschatz“. „Am 17. August 1976, während ich das Museum für Völkerkunde in Berlin besichtigte, habe ich die afrikanischen und eskimoischen Skulpturen betrachtet. Mir fiel auf, dass sie auf dieselbe Art und Weise ausgestellt wurden. Identische Sockel und Beleuchtung. Eine selbe Temperatur von 21° C in den Sälen. Ich war wütend. Es hat mich empört, so als ob sie trennbar von der Umwelt geworden wären, in der sie geboren wurden“, erregt sich der Künstler. Seitdem wendet er diese kritische Analyse auf die Kolonialgeschichte an (insbesondere in einer erstaunlichen Chorégraphie), aber auch auf das gesamte Feld der plastischen Künste, denn die westliche Kunst wird von zahlreichen Strängen einer Unterdrückungslogik vielfachen Ursprungs eingeengt. Der Künstler, der mit dem Kunsthistoriker Aby Warburg übereinstimmt –indem er die eigenständige Existenz der Objekte in den Vordergrund rückt, die ihre Geschichte ausschwitzen, die oft das Siegel des Schmerzes trägt – unterstreicht, dass das Leiden ein gemeinsames Kulturerbe der Menschheit ist.

Sarkis
Sarkis

In der Staatlichen Kunsthalle (Baden-Baden) bis zum 25. Februar

kunsthalle-baden-baden.de

> Die Ausstellung endet mit einem Symposium unter dem Titel Die Anonymen (02.-04.02.)

> Die Installation Atelier d’aquarelle dans l’eau wird im Zuge von Ateliers aktiviert, die jeden Donnerstag und Freitag von 10:30-13:30 Uhr und jeden Samstag und Sonntag von 12-15 Uhr stattfinden. Anmeldung erforderlich unter info@kunsthalle-baden-baden.de

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