Alles lebt – mehr als menschliche Welten in Basel
Mit Alles lebt – mehr als menschliche Welten, stellt das Museum der Kulturen Basel Praktiken und Wissen unserer Vorfahren aus, um besser mit Gaia zu koexistieren.
Alles beginnt mit einem Baum und könnte gut mit der Asche seiner Artgenossen enden. Der thulu, ein beschnitzter Stamm auf einem Sockel, der die Ausstellung eröffnet, ist kein Objekt wie jedes andere. Die Kamilaroi in Australien betrachtet ihn als einen ihrer Vorfahren, die Einkerbungen in seiner Rinde zeichnen die Genealogie ganzer Familien nach. Die Gemeinschaft hat Schritte für seine Rückkehr in die Heimat in einer Video-Zeremonie mit Gesang und Feuer eingeleitet, um zu versuchen mit einem Kolonial-Raub vom Anfang des 20. Jahrhunderts abzuschließen. Auf diesen Prozess voller Hoffnung antworten am anderen Ende der Ausstellung die Photographien von Daniel Schwartz, die die Zerstörung des Regenwalds und das Schicksal der Arbeiter auf den illegalen Palmölplantagen in Borneo dokumentieren, dessen grünes Herz schon Ende der 1990er Jahre brannte. Er, der die Lebensweise und das Wissen der Penan, die auf der Insel leben, festhielt (Korbflechterei, Flechten, Bräuche…) und seit 2000 als vermisst gilt, ohne dass man die Wahrheit über sein trauriges Los erfuhr.
Zwischen parodie und lebensobjekten
Zahlreiche Übergangs-Objekte erlauben es einigen Völkern eine rituelle Rolle (die Seelenkrüge aus dem ehemaligen Kamerun) zu übertragen und die Geister des Blitzes und des Wassers zu beschwören, in Australien und in Mali (Töpfe oder Tonkrüge aus Terrakotta), oder jene von Obst und Gemüse bei den Otomí in Mexico (Hñahñu). Letzte- re werden von „naturgestaltigen“ Scherenschnitten repräsentiert. Ihr präzises Aufklappen erlaubt es die Lebenskräfte (das zaki) zu aktivieren und zu übermitteln, sowie die Fruchtbarkeit der Pflanzen zu verstärken. Manchmal sind die Künstler ironischer mit den Marotten der menschlichen Allmacht. Der Kurzfilm Afronauts der Ghanaerin Nuotama Frances Bodomo parodiert das exzentrische Projekt der Weltraumeroberung aus Zambia in den sechziger Jahren und färbt gleichzeitig die aktuellen Projekte mit den Relikten des extraktivistischen Kolonialismus, auf die sie zurückzuführen sind! Neben Lamas aus Tonerde, die Pachamama (Mutter Erde) geschenkt werden, liefert der Haitianer Richard Antilhomme drei Geistwesen (der Saat, des Feuers und Macaya), die er malte, während er von einem lwa geritten wurde, das heißt von einem Vodou-Geist besessen war, der seinen Pinsel führte. Man trifft auf Macaya, eine Reinigungszeremonie mit den gleichnamigen heiligen Blättern und die Ableitungen des Yoruba-Pantheons wie Ogoun (Gottheitder Schmiedekunst und der Zerstörung) in Begleitung seines Hundes. Die zeitgenössischen Zeichner aus Paraguay nutzen ihre Stifte für Kompositionen mit starker Symbolik, in denen der Jaguar dem Schamanen als ein Signal der Ge- fahr für den Wald erscheint. Und was soll man über die Mimi von den Inseln im Norden Australiens sagen. Auf Eukalyptus-Rinde gemalt, ähneln sie Menschen, erschienen zu dritt oder zu viert mit ihren Federn, langgezogenen Körpern, ihren hervorstechenden Geschlechtsteilen und ihren Köpfen in Tiergestalt. Aber passen Sie auf, wenn Sie diese Bewohner der Felsen erschrecken, werden sie Sie mit Krankheit strafen.
Im Museum der Kulturen Basel bis 23. Januar 2028
mkb.ch