Völklinger Hütte: Fokus auf den Deutschen Film

Metropolis, 1927 © Deutsche Kinemathek/ Horst von Harbou / Walter Schulze-Mittendorff Lola rennt (Cours, Lola cours), 1998 © Deutsche Kinemathek, Berlin

Mehr als hundert Filme, Material, Accessoires und Plakate lassen die Völklinger Hütte in den Deutschen Film seit seiner Entstehung eintauchen.

Rund hundert Großleinwände und Monitore mit minutenlangen Auszügen aus 128 Filmen (aneinandergereiht 9 Stunden Kino), ohne die Nachbildung eines Filmstudios mit einer Szene des Remakes Mädchen in Uniform mit Romy Schneider zu vergessen: Die Stahlhütte in Völklingen hat, wie wir es von ihr gewohnt sind, keine halben Sachen gemacht. Die Gebläsehalle, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehört, besichtigt man in einem freien und angenehmen Rundgang, dank Audioguides (französisch, deutsch oder englisch), die die Informationen und den Ton zu jedem Werk liefern. Der thematische Rundgang, der das Ergebnis einer Kooperation mit der Deutschen Kinemathek Berlin ist, startet mit den Anfängen der 7. Kunst (mit ersten mechanischen Objekten mit Kurbel, die auf den Jahrmärkten präsentiert wurden, wo sich die Bilder mit der Kraft der Arme animierten, die Glasdächerund Wände der ersten Studios mit natürlichem Licht) um das 20. Jahrhundert und seine Krisen bis in die Gegenwart zu durchstreifen.

Völklinger Hütte
Völklinger Hütte: Marlene Dietrich in Der blaue Engel (dans L’Ange bleu), 1930 © Deutsche Kinemathek, Berlin

Alle Großen sind präsent: Der erste internationale Star Asta Nielsen, Klaus Kinski und seine Maske aus Nosferatu von Werner Herzog, Marlene Dietrich (Der blaue Engel), aber auch Die Blechtrommel von Volker Schlöndorff oder Angst essen Seele auf von Rainer Werner Fassbinder, der komischerweise im Französischen mit „Alle anderen heißen Ali“ übersetzt wurde. Die Geschichte des Kinos ist der privilegierte Zeuge der politischen und sozialen Entwicklungen des Landes. Die expressionistische Periode fasziniert immer noch genauso, die Anleihen von Tim Burtons Edward mit den Scherenhänden bei Das Cabinet des Dr. Caligari von Robert Wiene springt buchstäblich ins Auge. Michel Ocelot seinerseits, verdankt den Abenteuern des Prinzen Achmed, einem Animationsfilm von Lotte Reininger viel. Zur gleichen Zeit entstehen die ersten Werbemaßnahmen, um Neugierde zu wecken, eine Anzeige in einem Magazin verwandelt sich in einen Fächer zum Mitnehmen. Die Epoche der Weimarer Republik (1919-1932) wird jene der technischen Innovationen sein, mit ihren kleineren Kameras, die an Fahrräder oder Ski montiert wurden (ein ferner Vorfahre der GoPro).

Ehrengast ist Metropolis von Fritz Lang mit seinem Roboterkostüm, in dem man erstickte, bei jeder Drehpause mit Föhnen belüftet, oder jenes der Maschinen-Maria mit 105 700 Glasperlen, das zu dieser Gelegenheit nachgeschneidert wurde! Einige Szenen werden in eine Parallele mit Blade Runner und Ghost in the Shell gesetzt, wie in einem Ausstellungskapitel, das der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet ist, aus dem Star Wars geniale Bildeinstellungen abkupfert, die sich Leni Riefenstahl ausdachte. Seite an Seite durchläuft man diese düsteren Zeiten zwischen dem sehr antisemitischen Feuerstaufe und einem Amphitryon, der sich mit Humor und Distanz der Zensur entzieht, indem er die Massenmanipulation und die autoritäre Macht bei den Römern kritisiert, um mit Die Mörder sind unter uns abzuschließen, der die Berliner Ruinen mit Hildegard Knef zeigt. BRD und DDR haben beide ihre Verfechter. Dann kommt Die bleierne Zeit von Margarethe von Trotta oder auch die Poesie und Liebe in Der Himmel über Berlin von Wim Wenders (dessen Engel über den Köpfen der Besucher schweben), kurz vor dem Mauerfall, ohne den exzellenten Jakob der Lügner zu vergessen, der die Nazis herausfordert oder Fatih Akin, der die moderne zum Besten hält (Lola rennt).

Völklinger Hütte
Völklinger Hütte : Lola rennt (Cours, Lola cours), 1998 © Deutsche Kinemathek, Berlin

Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte (Völklingen) bis zum 15. September 2024
voelklinger-huette.org

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