Cartoonmuseum Basel : Demain!, eine Ausstellung von Blutch
In Basel erkundet eine dichte Ausstellung die vielgestaltige Kunst von Blutch. Demain! ist eine Variation zu verschiedenen Themen rund um einen revolutionären Zeichner.
Blutch warnt gleich von vornherein: „Ich bin ein Zeichner. Weder Bildhauer, noch Maler. Ich habe nie versucht etwas anderes zu sein.“ An der École supérieur des arts décoratifs in Straßburg ausgebildet – seiner Geburtsstadt, in die er zurückgekehrt ist – hat jener, der mit richtigem Namen Christian Hincker heißt, einen vielfältigen Korpus geschaffen, der sich in Auszügen in den Räumen des Museums widerspiegelt. Er, der wahnsinnig verliebt in Saul Steinberg (1914-1999) ist und bei Fluide glacial angefangen hat, verkündet mit einem Lächeln: „Im Grunde bin ich immer ein humorvoller Zeichner. Für mich ist Poesie nie von Ernst geprägt. Ich hoffe, dass es immer etwas Leichtes und Melodisches in meiner Arbeit gibt.“ Eine irrsinnige Portraitgalerie empfängt den Besucher, in der man auf den Sohn des Künstlers trifft – insbesondere in einer Komposition, die von Renoir inspiriert ist –, eine Evokation von Valentina, der Heldin von Crepax oder auch junge nackte Frauen, deren Spiegelbilder im Wasser sich mit schelmischen graphischen Spielen amüsieren. Sensible Gouache-Bilder, zarte Pastellzeichnungen und verzückende Tuschezeichnungen präsentieren intime Visionen von Menschen, manchmal durchtränkt von Surrealismus, wie bei einer neueren Bildtafel aus La Mer à boire. Im Laufe der Säle begleitet der Besucher eine Laufbahn von unglaublicher Vielfalt, von Der kleine Christian, einer autobiographischen Erzählung seiner elsässischen Kindheit, zu den Lavierungen von Sunnymoon, über Blotch, den genialen reaktionären Anti-Helden dessen Abenteuer sich in der Zwischenkriegszeit abspielen (von dem ein drittes Werk fertig ist, dessen Erscheinen wir ungeduldig erwarten).
Der Blick taucht in Original-Bildtafeln voller Details ein, verliert sich in einem Theater auf Papier, in dem die beiden großen Leidenschaften von Blutch zutage kommen, das Kino (zu dem er in einem virtuosen graphischen Essay ein letztes Wort sagt, in dem er auf Burt Lancaster, John Wayne, Stéphane Audran trifft…) und der Jazz, denn es ist selbstverständlich, das John Coltrane oder Herbie Hancock ihn ebenso inspirieren wie die großen Namen des Comics. Fred, Pichard, Alexis, Bretécher, Uderzo, Franquin, Druillet… Sie verstecken sich in den Alben des Grand Prix de la Ville d’Angoulême 2009. In einem gesamten Album, Variations, kopiert er die Bildtafeln seiner Meister, wie es Picasso tat, der „die Variationen zu einem selben Thema aneinanderreihte. Ich versuche die Emotion einer Passage wiederzufinden, die mich berührt oder amüsiert hat. Ich habe das Gefühl in den Kopf jedes Autors einzudringen, indem ich versuche mich seinem Schaffensprozess anzunähern.“ Blutch nutzt die Tradition, um sie völlig zu verwandeln, in eine Kunst des Bruchs, die die Vergangenheit mit Finesse integriert, wie in einer Neuinterpretation von Harry und Platte (Wo ist Kiki?) oder vor Kurzem von Lucky Luke (Die Ungezähmten). „Danach höre ich auf“, verspricht er. Es sei denn, dass eines Tages Tintin (Tim und Struppi) möglich sei… Der Graal, so sehr schwebt der freundschaftliche Schatten von Hergé über seinem gesamten Werk.
Im Cartoonmuseum Basel, Zentrum für narrative Kunst bis zum 11. Februar 2024
cartoonmuseum.ch
> Kuratorinnen-Führung am 03.12., (14 Uhr)
> Sonntagsführungen 14.01. & 11.02. (14 Uhr)
> Blutch bringt eine Hommage an Lucky Luke heraus mit Die Ungezähmten (Egmont Comic Collection, 16€, erscheint im April 2024)
egmont-comic-collection.de