Ausser Gebrauch im Historischen Museum Basel

© Philipp Emmel

Mit Ausser Gebrauch erkundet das Historische Museum Basel einen Alltag im Wandel und präsentiert Objekte, die man nicht mehr benutzt.

Diese dreisprachige Ausstellung (französisch, deutsch, englisch) illustriert die Lebensweisen von früher, aber „es geht nicht darum, zu sagen, dass früher alles besser gewesen sei“, erklärt die Kuratorin Dr. Margret Ribbert. Um dies zu verstehen, muss man nur den der Hygiene gewidmeten Teil durchstreifen, in dem unter anderem ein tragbarer Nachttopf aus Fayence gezeigt wird, der in der Straßburger Manufaktur Hannong hergestellt wurde, ein unerlässliches Objekt für die eleganten Damen mit ihren Kleidern von höchster Komplexität in den 1750er Jahren. Das Ziel dieser begeisternden Präsentation ist es, gleichzeitig auf spielerische und intelligente Weise die Metamorphosen des alltäglichen Lebens zu erkunden. Die Vitrinen, die den Besucher empfangen, in denen Walkman, ein schon vorsintflutlicher Game Boy oder auch eine Rolleiflex-Kamera vereint sind, bilden eine schöne Einleitung, ebenso wie ein Spiel, bei dem jeder dazu eingeladen wird Geräusche der Vergangenheit zu erraten: das Klipp-Klapp eines Photoapparates, das Klappern einer Schreibmaschine, das Ticken eines mechanischen Weckers, etc. Der thematische Rundgang illustriert auf schöne Weise „die technischen, aber auch die gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen drei Jahrhunderte“. In einem Teil, der der Mode gewidmet ist, zum Beispiel, wird ein beunruhigender Muff aus Affenfell gezeigt, der gleichzeitig die Entwicklung der Trends und jene unserer Beziehung zu Tieren illustriert, genau wie die Handtaschen und Damenschuhe aus Reptilien- Häuten!

Historisches Museum Bâle : Ausser Gebrauch - Alltag im Wandel © Philipp Emmel
Historisches Museum Bâle : Ausser Gebrauch – Alltag im Wandel © Philipp Emmel

Manchmal bleibt man perplex vor einer Vitrine stehen, da man kaum noch weiß zu welchem Zweck ein Puderbläser aus dem 18. Jahrhundert diente, eine Art Blasebalg aus Leder und Holz… Das Schicksal einiger Gegenstände, die vor wenigen Jahren noch als Kitsch eingestuft wurden, heute aber wieder aus der Versenkung auftauchen, befragt uns ebenfalls: In einem großen Saal, der den Tafelkünsten gewidmet ist, treffen Glaskaraffen in Form von Hunden, die für Schnaps gedacht sind, auf wertvolles Silberbesteck für alle möglichen Verwendungen – vom flachen bis zum Mokkalöffel, über Halterungen zur Fixierung einer Keule, um diese besser schneiden zu können. Das macht mehr her als Bestecke made in Ikea… Der Blick und der Geist schweifen herum, von einer Sänfte zu einer zarten Schachtel, die dazu diente Hemdskragen zu transportieren, von Spuckkästen fürs Wohnzimmer zu feinen Einlegearbeiten auf Tassen für Schildkrötensuppe oder auch von einem Butterfass zum Stockdegen. Im Endeffekt lädt diese spannende Reise jeden dazu ein, sich Gedanken über seine Beziehung zur Vergangenheit und zur Nostalgie zu machen.


Im Historischen Museum / Barfüsserkirche (Basel) bis 17. September
hmb.ch

> Kuratorinnenführung mit Dr. Margret Ribbert, 16.07., 13.08., 23.08., 17.09. (11 Uhr)
> Bestimmungstag mit Dr. Margret Ribbert & Delia Sieber, 10.09. (14-16 Uhr)
> „Wieso, weshalb, warum?“ Interaktive Familienführung mit Vincent Paul Oberer, 06.08. (11 Uhr)

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