Garden Futures im Vitra Design Museum

Piet Oudolf, Le Jardin Oudolf sur le Vitra Campus, Weil am Rhein, 2020 © Dejan Jovanovic // Oudolf Garten auf dem Vitra Campus

Mit Garden Futures: designing with Nature schildert das Vitra Design Museum die Entwicklung unserer Beziehung zu diesem lebenswichtigen Feld in verschiedenen Epochen und Kulturen.

Paradies für die Einen, Ort der Zuflucht für die Anderen, der Garten war immer eine Art menschliche Utopie. Ein – arbeitsreiches, aber nicht nur das, davon zeugt die aktuelle Permakultur – Mittel, um der Erde eine Selbstversorgung abzuringen. Aber auch ein immer wieder neuer Versuch der Beherrschung der Natur, nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Epoche: Der sattgrüne Rasen rund um ein Einfamilienhaus, voller Düngemittel und Pestizide, ohne jegliches Unkraut, das Ideal der Schönheit der Geometrie à la française oder der Traum von einem tausendjährigem (Ur)Wald auf der Insel Hokkaidō, der dem japanischen Konzept des satoyama entspricht, das darin besteht, so nah wie möglich an der Natur zu leben und dabei nur das zu entnehmen was lebensnotwendig ist. Das sind nur einige der Beispiele, die in dieser begeisternden Ausstellung präsentiert werden, die sich für die Beziehung verschiedener menschlicher Gemeinschaften zu ihrer direkten Umgebung interessiert.

Gemeinschaftsgärten in Kuala Lumpur, die sich die ungenutzten Flächen einer verrückten Megalopolis einverleiben, der vertikale Wald des Architekten Stefano Boeri, der in Mailand ein Gebäude von 111 Metern Höhe gebaut hat, das 400 Terrassen, 800 Bäume und 1500 lokale Pflanzen beherbergt, um die Luft zu reinigen, es fehlt nicht an Realisierungen. Seitdem sind in Eindhoven und Tirana Nachbildungen entstanden. An einer historischen Perspektive, die rbetafeln, alten Werkzeugen oder Darstellungen aus vergangenen Jahrhunderten illustriert wird, prallt hier der Bedarf nach einer Wieder-Aneignung eines mit der Verstädterung verlorenen Savoir-Faire auf den Mythos des Produktivismus, der mit dem Aufkommen der modernen Chemie in Verbindung steht. Zum Wachsen bringen, pflegen, die Bodennutzung bewusst denken, die Bearbeitung der Landschaft und das, was sie dem Menschengeschlecht bringt.

Vitra Design Museum : Full Grown, The Grown Chair, 2012-2016 © Alice and
Gavin Munro, Photo: Gavin Repton for Full Grown Ltd.

Garden Futures : Full Grown, The Grown Chair, 2012-2016 © Alice and
Gavin Munro, Photo: Gavin Repton for Full Grown Ltd.

Andere Initiativen, die noch einzigartiger sind, wie der Künstler Piet Oudolf und sein 2020 begonnener Garten auf dem Vitra Campus, der so geplant ist, dass er in allen vier Jahreszeiten schön ist, oder auch Alice und Gavin Munro: In den englischen Midlands hat das Paar eine Antwort auf die 3D-Drucker gefunden, die die Designwelt überfluten, auf ihre eigene Art: Inmitten des Waldes von Derbyshire lassen sie buchstäblich Möbel wachsen. Sie pflanzen 3000 Bäume und benötigen vier Jahre, um den notwendigen Prozess zu finden um direkt von der Pflanze zum fertigen Objekt zu gelangen. Neun Jahre kann es dauern, um ihren Kreationen Form zu verleihen, indem sie die Äste im Laufe des Wachstums in eine Form zwängen. Und was soll man zu den Gemeinschaften im Norden Äthiopiens sagen, die gegen die Zerstörung des Waldes des vergangenen Jahrhunderts kämpfen, indem sie Kirchen und Dörfer inmitten von Wald-Oasen errichten, in denen die gesamte Organisation des Lebens mit diesem empfindlichen Ökosystem in Verbindung steht, welches es zu pflegen gilt? Tausende Kilometer entfernt, in der chinesischen Stadt Yangjang lässt sich der Künstler Zheng Guogu vom Videospiel Age of Empires inspirieren, um den Liao Garden zu bauen, eine neue Welt, in der die Pflanzen von den Betonruinen Besitz ergreifen, wobei er an die Art und Weise anknüpft, in der die traditionellen individuellen Gärt in seinem Land geschaffen wurden.

Garden Futures : Kieran Dodds, Debre Ensesa, Ethiopia, 2018
Garden Futures : Kieran Dodds, Debre Ensesa, Ethiopia, 2018

Im Vitra Design Museum (Weil am Rhein) bis 3. Oktober

design-museum.de

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