Michèle Murray kreiert DANCEFLOOR
Mit der Musik von Gerome Nox und einer Installation von Koo Jeong A kreiert die Choreographin Michèle Murray DANCEFLOOR für das Ballet de Lorraine. Interview.
Wie weit sind Sie weniger als einen Monat vor der Premiere ihres neuen Stückes?
Die choreographischen Elemente stehen, sie müssen nun verbunden und verändert werden, mit all jenem, was mit dem Tanz koexistiert: Licht, Ton und die plastische Arbeit von Koo Jeong A.
Diese koreanische Künstlerin, die in Paris wohnt, ist unter anderem Autorin phosphoreszierender Skulpturen. Weist ihre Mitwirkung an ihrem Stück in diese Richtung?
Ihr Beitrag eines Bühnenobjektes ist noch nicht fixiert. Ich selbst habe das Endresultat noch nicht gesehen, was meiner Art des Arbeitens entspricht. Ich arbeite buchstäblich mit Künstlern anderer Disziplinen als der meinen zusammen. Jeder sucht seinerseits zu einer gemeinsamen Idee, was es erlaubt verschiedene Wege zu erkunden. Aber ich kann Ihnen sagen, dass ihrer sicherlich mit Licht zu tun hat.
Sie setzen Ihren Weg mit Gerome Nox fort, einem Schöpfer von elektronischer und elektroakustischer Musik…
Ich kenne ihn seit Langem, so dass ich ihm volles Vertrauen entgegenbringe. Mehr als ein Komponist ist er ein wahrer Bildhauer des Tons, der Elektromusik mit echten Instrumenten produziert. Ich wollte die Vorstellungswelt vom Dancefloor trennen, indem ich weder einen DJ noch Technomusik nehme.
Erstmals stehen Ihnen 25 Tänzer zur Verfügung. Wie gehen Sie an diese Gruppe heran?
Ich arbeite immer in Funktion meiner konkreten Situation, statt ausgehend von einer äußeren Idee, die ich über das Projekt stülpe. Als Petter Jacobsson, Direktor des CCN, es mir anbot, sagte ich mir mit meinem Team, dass die Tatsache alle diese Tänzer zur Verfügung zu haben, wie ein riesiger Dancefloor ist. Und das ist geblieben! Er wird für mich gleichzeitig die Bühne, der Ort des Theaters und der Technik der Interpreten – mit ihrer klassischen und zeitgenössischen Ausbildung von höchstem Niveau – sowie die populäre Seite eines Clubs. Ich orchestriere das Zusammenspiel dieser beiden Universen in einem neuen Objekt und freue mich über die Fülle dieser 25 Tänzer.
Passiert diese Begegnung über Ansteckung, Annäherung, Abstand?
Durch Annäherung und Ansteckung, zum Beispiel indem ein üblicherweise langsames Adagio*, in einem anderen Tempo ausgeführt wird oder indem man sich eines Motivs bedient, das in einen neuen Kontext versetzt wird. Oder auch indem man eine Bewegung mit der Energie des Dancefloors am Samstagabend beginnt aber in einer Form à la Cunningham realisiert. Das Universum, das wir kreieren, geht ebenfalls von der Erfahrung des Clubbings aus, die den Tänzern eigen ist und der Geschichte des Tanzes, die ihre Körper geprägt hat. Es sind sie, die das schlussendliche Vokabular schreiben, nach einer Arbeit rund um spontane Schreibverfahren, die ich ihnen anbiete, auf der Basis von Motiven, Regeln, Beschränkungen von Zeit, Raum und Typ der Beziehungen. Das ganze eingefasst von Markierungen. Ich versuche vor allem die Bewegungs-Produktion dieser Virtuosen zu drosseln, Veränderungen des Maßstabes zu einem gleichen Motiv zu initiieren um sie aus choreographischer Sicht Dinge prägen zu lassen und dabei die Zeit zu strecken.
In der Opéra national de Lorraine (Nancy) vom 1. bis 7. April, der Abend wird abgerundet von Acid Gems, einer Choreographie von Adam Linder
ballet-de-lorraine.eu – opera-national-lorraine.fr
*Ausschweifende Bewegungen, die zu einem langsamen Tempo ausgeführt werden, um das Gleichgewicht um die Linie des Tänzers zu vervollkommnen.