Mélissa Laveaux präsentiert Mama Forgot Her Name Was Miracle

Mélissa Laveaux © Adeline Rapon

Mit Mama Forgot Her Name Was Miracle, präsentiert die Kanadierin Mélissa Laveaux eine Hommage an all jene, die durch die Geschichte hinweg, die Belange der Frauen vorangebracht haben.

Mama Forgot Her Name Was Miracle: Ein verdammter Titel für ein Album! Wie haben Sie es aufgebaut?
In gewissem Sinne, hat er sich mir aufgedrängt. Während des Komponierens, ist mir bewusst geworden, dass meine Lieder alle um feminine Figuren kreisten, die das unmögliche vollbracht haben, ohne sich für den Augenblick darüber im Klaren zu sein, dass sie Wunder vollbrachten. Als ich darüber nachdachte, habe ich mich an eine Anekdote über meine Mutter Miracula erinnert. In Kanada ließ sie sich immer Michelle rufen. Als sie von Haiti nach Québec immigrierte, hat sie ihren Namen vertuscht… Das ist doch allerhand wenn man „Miracle“ (dt., Wunder) heißt!

Welche der Heldinnen, die in den 13 Stücken der Platte angesprochen wird, spricht am Meisten zu ihnen?
Alle sind ein Echo auf gewisse Aspekte meines Lebens. Die Legende der Päpstin Johanna, die das patriarchische System der Kirche durchkreuzt hat, fesselte mich zutiefst, mich die in einer sehr frommen katholischen Familie aufwuchs, mit der ich aufgrund ihrer Homophobie brechen musste. Es gibt auch die unglaubliche Geschichte von Ching Shih, die zu einer der mächtigsten Piratinnen des Planeten wurden, die intersexuelle, lesbische Athletin Helen Stephens, die Hitler die Stirn bot…

Mélissa Laveaux © Adeline Rapon
Mélissa Laveaux © Adeline Rapon

Ohne die Afro-Amerikanerin Faith Ringgold zu vergessen, die aktuell in Paris ausgestellt wird*…
Ihr, die in ihrem ganzen Werk die rassistischen Stereotype des weißen Blicks bekämpfte, die Unsichtbarkeit der Frauen in der Geschichte denunzierte, das Savoir-Faire der Sklaven mit ihren Protest Quilts rehabilitierte, wurde der Status der Künstlerin verweigert, indem man sie mehr als ein halbes Jahrhundert lang nicht ausstellte! Und trotzdem ist sie sich selbst treu geblieben, hat ihre Arbeit ohne Unterlass fortgesetzt. Welche Willensstärke!

Auf ihrem vorigen Werk, Radyo siwèl, das in die Folklore Haitis eintauchte, erkundeten Sie schon Gender-Fragen…
Den Voodoo zu entdecken – den meine Eltern als fromme Katholiken nie praktiziert haben – hat mich mit Haiti versöhnt, mich, die dachte, dass die Homophobie meiner Familie mit der Tradition begründet sei… Tatsächlich ist der traditionellste Kult der Insel sehr viel offener für LGBTQIA+ als ich dachte, da er das Geschlecht als eine Staffelung auf einem Spektrum betrachtet, bei dem die sexuellen Identitäten der Gottheiten nicht binär sind. In der Kreolsprache Haitis gibt es außerdem nur ein einziges Pronomen für die Dritte Person.

Sie sind Kanadierin, mit haitianischen Eltern und seit fünfzehn Jahren leben Sie in Paris. Wie sehen Sie Frankreich als schwarze Queer-Frau?
Sehr anders als Kanada, weder besser noch schlechter, aber anders. Ich erinnere mich daran, dass ich am Anfang über das Unter-sich-bleiben erstaunt war, das die sozialen Beziehungen beherrscht, ohne dass sich die Leute dessen bewusst sind. Ich ging auf eine Feier einer Freundin, die Architektin war, und alle waren Architekten ; das selbe für einen Bekannten, der Journalist war. Das ist verrückt, ihr, die ihr so sehr den berühmten angelsächsischen Kommunitarismus verteufelt, vermischt euch nicht! [Lacht]

Mélissa Laveaux : La Baleine

In La BAM (Metz) am Samstag den 15. April und in La Rodia (Besançon) am Freitag den 28. April

citemusicale-metz.frlarodia.com

Erschienen bei Twanèt

*Faith Ringgold. Black is beautiful, im Musée Picasso (Paris) bis 02/07
museepicassoparis.fr

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