Besançon und Le Beau Siècle

Luc Breton, Piäta

Das Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie de Besançon präsentiert Le Beau Siècle (Das schöne Jahrhundert), das das künstlerische Leben der Stadt zwischen 1674 und 1792, Von der Eroberung bis zur Revolution erkundet.

Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen oder auch Drucke wechseln sich in der ehemaligen Halle des Kornmarktes der Stadt ab. Diese chronologische und didaktische Exkursion ähnelt einem Eintauchen in ein umfangreiches historisches Ökosystem. Sie beginnt mit einem faszinierenden Face-à-Face mit dem Reiterportrait von Louis XIV des Pariser Malers René-Antoine Houasse. Dieses Meistwerk „demonstriert eine große Qualität in der Ausführung, da der König die schwierige Figur der Levade* ausführt“. Es gab mehrere Versionen zu diesem Gemälde, aber dieses bleibt wunderschön“, fasst Yohan Rimaud, der Kurator der Ausstellung zusammen. Es erlaubt es, die Eroberung der Stadt durch den Sonnenkönig selbst im Jahr 1674 zu thematisieren, eine Episode, die ihrem Status als freie Stadt des Reiches ein Ende setzte. „Houasse hat es für den Monarchen gemalt, da er zu seinem ersten künstlerischen Zirkel gehörte. Als die Franche-Comté französisch wurde, musste sich die lokale Elite anpassen und dieses Werk erscheint wie ein Mittel, um die Geister zum Königreich Frankreich zu bekehren. Louis XIV wird in der Tat wie ein Kriegschef dargestellt.“ Die Belagerung von Besançon von Adam Frans van der Meulen begleitet dieses Portrait, das den König als den neuen Eroberer der Hauptstadt der Franche-Comté bestätigt. Der Beginn dieses Epos setzt sich bis in den äußersten Winkel der großen Galerie fort, in jenem Raum, der der religiösen Malerei gewidmet ist. Hier entfaltet sich das monumentale Martyrium des Heiligen Stephanus von Nicolas Guy Brenet, einem der Akteure des Neo-Klassizismus, der aus der Region stammt, auf vier Metern Höhe, das „eine eher barocke Ästhetik, mit seinen warmen Farben“ enthüllt.

Die Zeit des Ancien Regimes ist auch jene der Entwicklung des Trompe-l’oeils, „einer Praxis, die spätestens in der Renaissance auftaucht, aber in Frankreich vor dem 18. Jahrhundert wenig übernommen wurde.“ Rund dreißig Gemälde von Gaspard Gresly werden so präsentiert, „in einer Art Labyrinth, auf Tannen- Wänden, genauso wie man sie früher in den bescheidenen Häusern aufhängte.“ Anhand einer künstlerischen Erneuerung, die von der Neugestaltung der Kirchendekorationen, Appartements und einem starken Anstieg der Nachfrage nach Kunstwerken geprägt ist, beteiligen sich Johann Melchior Wyrsch und Luc Breton an der Kreation der Königlichen Akademie für Malerei und Skulptur, die 1773 eröffnet wurde. Ihre Werke sind auch zu finden, insbesondre eine Pièta, Skulptur aus gebranntem Ton, die den nackten Körper Christi zeigt, der sich mit dem Oberkörper auf seine Mutter stützt. Um die Varietät der Werke zusätzlich hervorzuheben, wurden von der Archäologin und Musikwissenschaftlerin Mylène Pardoen Klanglandschaften kreiert. „Wir wollten etwas Neues ausprobieren“, präzisiert Yohan Rimaud. „Der Künstler hat zu drei musikalischen Fresken gearbeitet, mit dem Ziel an das Besançon von Früher zu erinnern.“ Das Wiehern eines Pferdes ist zum Beispiel inmitten der Ausstellungsstücke zu hören, eine besondere Herangehensweise, die den Besucher noch ein bisschen mehr in die Zeit der Aufklärung versetzt.


Im Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie (Besançon) bis zum 19. März
mbaa.besancon.fr

*Eine Figur in der Reitkunst, bei der das Pferd sich auf seine Hinterbeine zu setzen scheint, während sein Körper sich aufrichtet und es seine Vorderbeine einknickt.

Das könnte dir auch gefallen