Aloïse Sauvage, eine starke Frau
Sängerin, Musikerin, Schauspielerin, Tänzerin, Akrobatin, Aloïse Sauvage ist all dies gleichzeitig, mit der selben Energie. Sie ist mit Sauvage zurück, ihrem zweiten Album voller explosiver Sensibilität.
Sie sind eine multidisziplinäre Künstlerin. Wie ist ihr Werdegang?
Die Lust auf der Bühne zu stehen, kam sehr früh, mit 7 Jahren. Und sie hat sich in mehreren Leidenschaften gleichzeitig verkörpert: Querflöte, Schlagzeug und Saxophon, Theater, Breakdance. Später habe ich den zeitgenössischen Zirkus entdeckt, mit seinen neuen Formen am Scheideweg der Gattungen. Dieses Universum aller Möglichkeiten hat mich erfasst, insbesondere die Arbeiten von James Thierrée*. Nach dem Abitur habe ich es geschafft an der Académie Fratellini aufgenommen zu werden, mit dem Schwerpunkt Acrotanz. Es waren drei Jahre intensiver Arbeit, wunderbarer Begegnungen mit Künstlern, Regisseuren… und meinem Filmagenten!
Wie sind Sie zum Chanson gekommen?
Indem ich vor vier Jahren kleine Stücke in den sozialen Netzwerken veröffentlichte. Die Begeisterung hat mich dazu angetrieben 2019 die EP Jimy herauszugeben, dann 2020 Les Dévorantes.
Was ist ihr roter Faden, der die verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen verbindet?
Das Streben nach Freiheit! Die Bühne war immer dieser magische Ort, an dem ich vollständig existiere, wo ich
mit den anderen in Verbindung trete und wo das Leben plötzlich Sinn macht. Sie sprechen über sich selbst… und das spricht die anderen an! Das ist ein extrem befreiender Prozess in der Entdeckung und Bekräftigung des Selbst. Ich hätte, zum Beispiel, sicherlich ohne das Chanson nicht so schnell zu meiner Homosexualität gestanden. Und es
ist in erster Linie nicht die Tatsache sie in meinen Texten mitzuteilen, sondern die Aufnahme durch die Leute. Wenn
man sich des Einflusses auf die Anderen bewusst wird, versteht man, dass man keine Wahl hat. Das Engagement
gegenüber sich selbst wird zum Engagement gegenüber dem Kollektiv.
Ihre neue CD heißt Sauvage (Wild). Das ist ihr wirklicher Familienname…Ein wahnsinniger Name!
Es ist ein Name, den man ausfüllen muss, in der Tat! Für mich symbolisiert er die ungebändigte Energie, die Metamorphose und die Tatsache als Rudelführer zurückzukehren, mit einem neuen Team.
Die Singles Focus und Crop top kündigen eine CD an, die vor Wut überkocht, angesichts des vorherrschenden Sexismus. Sind Sie wütend?
Wie könnte ich es nicht sein? Natürlich bin ich wütend auf das Patriarchat, dieses System der Unterdrückung, das tötet, einschnürt, unterbindet und dazu führt, dass eine Frau im Jahr 2022 immer noch nicht die Gleichgestellte des Mannes ist. Ich werde vor allem wütend, wenn ich höre: „Die Dinge gehen voran, das ist doch schon ganz gut Mädels!“ So als ob man sich darüber freuen sollte und unsere Forderungen nach einfacher Gleichheit weder normal noch vernünftig sei. Mit Crop top wollte ich zeigen, wie der Sexismus alle Aspekte unseres Lebens durchdringt, selbst die Winzigsten. Die Dekonstruktions-Arbeit, die zu leisten ist, ist enorm, für die Männer wie für die Frauen – da sie selbst seit der Geburt von diesen Paradigmen geprägt sind.
Können Chansons die Dinge ändern?
Die Kunst verändert die Welt, davon bin ich überzeugt. Nicht kurzfristig, sondern auf die Dauer betrachtet, hat sie einen echten Einfluss auf die Mentalitäten, bringt die Debatte voran, normalisiert einige Positionen, legitimiert sie, nährt das kollektive Bewusstsein.
In Les Trinitaires (Metz) am Freitag den 21. Oktober, im Noumatrouff (Mulhouse) am Samstag den 22. Oktober, in Les Docks (Lausanne) am Freitag den 4. November, in La Vapeur (Dijon) am Donnerstag den 17. November und im Marché Gare (Lyon) am Mittwoch den 30. November
linktr.ee/aloisesauvagetournee
Erschienen bei Romance Musique
aloisesauvage.shop
*Enkel von Charlie Chaplin, er ist eine der Galionsfiguren des Neuen Zirkus mit poetischen Aufführungen, die Theater, Voltige, Akrobatik, Tanz, Operngesang etc. vermischen