Frédéric Anton: Der einzige Meister an Bord des Don Juan II

Photo de Marie-Line Sina

Auf dem schönsten Schiff von Paris ist Frédéric Anton, nach Gott, der einzige Meister an Bord. Einschiffen auf dem Don Juan II, dem einzigen schwimmenden Sternerestaurant.

Der „kleine Junge aus den Vogesen, der in Contrexéville aufgewachsen ist“ – wie sich Frédéric Anton mit einem Lächeln in der Stimme gerne beschreibt – hat einen beachtlichen Weg zurückgelegt. Meilleur Ouvrier de France* im Jahr 2000 ist er eine der besten Kochmützen Frankreichs geworden, nachdem er im Jahr 2007 im an Marcel Proust erinnernden Pré Catelan im Herzen des Bois de Boulogne (wo er zehn Jahre zuvor angekommen war) einen dritten Stern geholt hatte. Er erkochte ebenso einen in der hohen Küche des Jules Verne, in der zweiten Etage des Eiffelturms und einen weiteren, in diesem Jahr, im Don Juan II, einer ArtDéco-Yacht, die seit Oktober 2021 über die Wellen der Seine gleitet, „die schönste Allee der Welt.“ Alle drei Orte sind komplementäre, zeitgenössische Variationen zum Paris der Belle Époque. Spulen wir zurück. Im Herzen der Siebziger verbrennt die Badestadt Contrexéville ihr letztes Feuer: „Es gab einen echten Aufruhr. Die Bevölkerung explodierte zwischen April und Oktober, mit Kurgästen aus aller Welt, die in Hotels wie dem Cosmos abstiegen, wo Joël Robuchon in den 1960er Jahren als Soßenkoch arbeitete.“ Der legendäre Chefkoch ist mehr als nur einer der Meister von Frédéric Anton: Er ist sein spiritueller Vater.

 

Auf dem Don Juan II entfaltet sich eine Gastronomie voller Präzision und Eleganz, bei der die Metamorphose des Produkts großer Kunst gleichkommt: „Als Kind wollte ich Ebenist werden um das Material zu verwandeln. Aber schlussendlich folgt die Küche den gleichen Prinzipien“, lacht der Chefkoch. Das Timing ist perfekt – die Gäste amüsieren sich im Rhythmus der „Stadt der Lichter“ – die ultra-anspruchsvollen Teller sind voll mit tausendundein Verführungen. Sie sind kein Copyand-paste der anderen Häuser des Meisters, nähren sich aber aus einer gemeinsamen Inspiration. Mit Blick auf die Kuppel des Quai de Conti genossen, zeugt eine Ravioli mit Kaisergranathummer davon: Die Zartheit der Sellerie-Creme trifft auf taktvolle Weise auf das Fleisch des noblen Krustentiers, bildet einen graubeigen Rahmen für kunstvoll aufgebaute Geschmacksnoten. Im Vorfeld ließ man sich von einem atemberaubenden Krebs mit Curry-Geschmack überraschen, der mit der zarten Säure der Grapefruit tanzt, eine hemisphärische Komposition, die ebenso eindrucksvoll ist wie ein schlichtes Geflügel vom Bauernhof, in Begleitung von Morchel-Creme und grünem Spargel. Präzise. Hochqualifiziert. Von intensiver Offensichtlichkeit. Und man steigt – ein bisschen berauscht – wieder an Land, grüßt freundschaftlich die Crew und wirft einen Blick auf den Eiffelturm, an dem nun tausende Lichter funkeln. Mit dem Eindruck eine Szene aus Midnight in Paris von Woody Allen zu verlassen…


Das Don Juan II liegt am Port Debilly, gegenüber des Eiffelturms (16. Arrondissement). Geöffnet dienstags bis samstags, nur abends. Menu 220€.
donjuan2.yachtsdeparis.fr

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