Das Museum der Kulturen präsentiert Stückwerk

Museum der Kulturen Basel, Ausstellung Stückwerk

In Basel stellt das Museum der Kulturen die Zerbrechlichkeit der Objekte in den Vordergrund, feiert das Stückwerk von Geflickten Krügen, Patchwork und Kraftfiguren.

Köpfe von Buddhas, die von ihren Körpern aus Stein oder Metall abgerissen wurden, Statuen, denen Arme fehlen, eine Kalebasse mit einem Riss, der sorgfältig mit einer Schnur aus Pflanzenfasern ausgebessert wurde, wobei sie gleichzeitig den Bruch sichtbar lässt und als ornamentales Motiv dient, ein wunderbarer Teppich aus Stoffresten und alte abgenutzte Kleidung – Rocksäume oder Ärmel von Westen, die reich bestickt sind – zusammengenäht zu einer hypnotisierenden geometrischen Alternation… Mit Stückwerk präsentiert das Basler Museum der Kulturen rund 200 Schätze aus seinen unglaublichen Sammlungen, von denen viele, aufgrund ihres Zustands, erstmals gezeigt werden. Zerbrochene, altersschwache Objekte – die einen dem Verfall überlassen, die anderen mit Beharren geflickt, gestopft, zurechtgeschustert, manchmal sogar wirklich verschönert! In Japan ist die Reparatur von zerbrochener Keramik eine Kunst für sich, die den Namen kintsugi trägt. Von der altüber lieferten Philosophie des wabi-sabi inspiriert, laut der man die Schönheit anhand der unperfekten und vergänglichen Natur des Lebens schätzen soll, dient diese Technik dazu, die Brüche eines Objektes sichtbar zu machen, anstatt sie zu verstecken, indem man sie mit Goldstaub verziert. Auch wenn die Ästhetik der Fragmente als eine Ode an die Zerbrechlichkeit zu verstehen ist, kann sie auch die erneuerte Schönheit feiern, dank geschickter und neuer Zusammenstellungen. Von den Vereinigten Staaten über Bulgarien, bis Pakistan ist die Tradition des Patchworks, das mehrhändig genäht wird auch ein Mittel die Verbindungen zwischen den Frauen einer Gemeinschaft zu stärken, jenseits von sozialem Status und religiöser Zugehörigkeit.

In dieser dichten Ausstellung in Form einer antiken Dialektik zwischen dem Einzelnen und dem Vielfältigen werden ebenso Werke erkundet, die in ihre Einzelteile zerfallen wie jene, die aus heterogenen Elementen komponiert wurden, zwanghaft angehäuft um die Kräfte, die ihnen nachgesagt werden zu vervielfachen. In zahlreichen Kulturen wird in der Tat in der Anhäufung von Materialien ein Weg gesehen, um übernatürliche Kräfte und andere Wunder zu aktivieren. So fügen sich die Schamanen der Yakuten in Sibirien im Laufe der Riten und der angesammelten Erfahrung die Hilfe der spirituellen Wesen hinzu, deren Energie in den metallischen Gehängen (Löffel, Glocken, Harpunen, Pfeilspitzen, Haken, etc…) gefangen ist, die sie an ihre Mäntel stecken. Die Prominentesten tragen auf ihren Schultern „Hexen-Kostüme“ von bis zu 30 Kilogramm! In Westafrika sticken die Jäger ihre medizinischen Kenntnisse und spirituelle Autoritäten auf ihr Hemd, in Form von Knochen, Hörnern, Krallen und magischen Kräutern und anderen Schutzamuletten… Alltägliche Accessoires oder mächtige Artefakte, die hunderte von Werken, die hier gezeigt werden, haben alle die Gemeinsamkeit gleichzeitig Auszüge von unvollendeten Erzählungen und prächtige Splitter der großen Geschichte der Menschheit zu sein.


Im Museum der Kulturen (Basel) bis 22. Januar 2023
mkb.ch

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