Seltener Jahrgang: Marquis Hill interpretiert sein erstes album New Gospel
Als Verkörperung der Quintessenz des zeitgenössischen Jazz interpretiert der amerikanische Trompeter Marquis Hill zehn Jahre nach seinem Erscheinen sein erstes Album New gospel neu.
Im Jahr 2011 nahm die Ankunft von Marquis Hill im Jazz die Form eines Egotrips an, gekoppelt an eine Absichtserklärung. Was will er damals mit dem Titel seines ersten Albums New gospel sagen? Dass er zu den Klassikern gehört? Dass man seine Musik in allen afro-amerikanischen Familien singen wird? Dass er sich in eine Traditionslinie stellt, um diese zu überschreiten? Black unlimited, der Name seines Labels trägt diese Ambitionen in sich: „Eine Hommage an die Tradition, die gleichzeitig die Grenzen des Genres überwindet.“ Der Jazzman schöpft aus dem Blues, dem Gospel, dem Soul… und setzt das fort, was er das afroamerikanische Kontinuum nennt, indem er Hip-Hop, House und Neo-Soul dazumischt. Eine Geste, die für ihn und eine ganze Reihe amerikanischer Interpreten (Makaya McCraven, Kassa Overall, Logan Richardson, Joel Ross) natürlich ist. Hätte es auch anders sein können? Marquis Hill wuchs in South Side auf, einem riesigen schwarzen Viertel in Chicago, Talentschmiede der afroamerikanischen Kultur. Zuhause badete er im Gospel und Soul der 1960er und 1970er Jahre: Stevie Wonder, Earth, Wind & Fire, Smokey Robinson und Barry White in Endlosschleife. Der Jazz kommt später. Aber zweifelsohne gehört das gesamte Spektrum der schwarzen Musik zu seinem Pantheon. Auf eine einsame Insel würde der Virtuose Marvin Gaye (Vulnerable). Aber auch Roy Hargrove (Moment to Moment) und Nicholas Payton (Payton’s Place), zwei Trompeter, die Vorreiter dieser Stilmischung waren, die ihm so am Herzen liegt.
Für Marquis Hill ist die Musik ein Abenteuer, eine Vorwärtsbewegung. Muss man dafür seine eigene Vergangenheit „auf neue Art“ interpretieren? Sein aktuelles Projekt New Gospel Revisited bietet dafür eine stimulierende Gelegenheit. Man sieht darin eine Art und Weise den zurückgelegten Weg zu vermessen, seit seiner Entdeckung Anfang der 2010er Jahre: Preisträger im Wettbewerb der Institution Thelonious Monk im Jahr 2014, Autor von zahlreichen Platten, sideman von Marcus Miller, Bridgewater oder Joe Lovano… Und hier Kopf einer Gruppe brillanter Erforscher des zeitgenössischen Jazz (auf der CD: Walter Smith III, Joel Ross, James Francies, Kendrick Scott und Harish Raghavan). Der Trompeter ist zu einem Erfolgsgaranten geworden, einer anerkannten Stimme und einem Name, dem man folgt. Als exzellenter Instrumentalist und Komponist beweist er ohne Unterlass, in welchem Maße der Groove (Swing, House oder Hip-Hop) Errungenschaften sind. Mit seiner feurigen Rhythmik und seinen Solisten mit einer Energie à la Coltrane ist der Post Bop auf New Gospel Revisited ein weiteres Beispiel dieses rasanten Aufstiegs.
Im Cheval Blanc (Schiltigheim) am Donnerstag den 24. März
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