Widerstand : Jan Martens präsentiert im Maillon seine aktuelle Kreation
Der strahlende Dreißigjährige Jan Martens präsentiert in Straßburg seine aktuelle Kreation, Any Attempt Will End in Crushed Bodies and Shattered Bones. Ein politisches Stück für 17 Tänzer.
Der neue Goldklumpen des flämischen Tanzes, der Choreograph Jan Martens, hat mit seinem Projekt, das von aktuellen Volksaufständen, von Youth for Climate bis Black Lives Matter über die Gilets jaunes, inspiriert war, das Ereignis beim letzten festival d’Avignon kreiert. Als er im Jahr 2019 eine Reportage auf CNN anschaut, trifft er auf die Erklärung des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der die Demonstranten in Hongkong bedroht: „Jeder Versuch China zu spalten ist zum Scheitern verurteilt. Jeder Versuch wird mit zerquetschten Körpern und gebrochenen Knochen enden.“ Angesichts des Schweigens der internationalen Instanzen wählt er diesen letzten brutalen Satz als Titel für sein Gruppenstück, in dem er seine Lieblingsthemen, soziale Tumulte, Bezug zwischen Gruppe und Individuum aber auch Genderfragen behandelt.
Mit siebzehn Tänzern zwischen 20 und fast 70 Jahren erarbeitet er zwei große Bewegungen, die von einem strammen und geometrischen Militär-Marsch inmitten von sehr brutalen Text-Projektionen getrennt werden, vor welchen die sozialen Netzwerke überlaufen. Ihr abstrakter Tanz im entfesselten Rhythmus des Cembalo-Konzerts von Henryk Górecki mündet in Wiederholungen und Variationen von Gesten-Salven, die wir, später in Begleitung des Gedichts People’s faces der Engländerin Kae Tempest wiederfinden. Ihre Geschmeidigkeit und ihre Prise Hoffnung stehen in Kontrast mit dem langen ergreifenden Klagelaut, der sogar das Schlagzeug von Max Roach. Ein Aufeinanderstoßen der Epochen und der aktuellen Kämpfe mit jenem Polens, das von Solidarność aufgerüttelt wird oder den Kämpfen für Bürgerrechte in den Vereinigten Staaten. Die Tänzer entwickeln, jeweils, einen „Signatur-Satz“, die Körper scheinen kollektiv unter der Aufregung der Welt nachzugeben. Die Emanzipation wird langsam sein, von der Tyrannei der Linien am Boden und den repetitiven Bewegungen, die zu einem langen gemeinsamen Marsch zusammenfließen, der sich ohne Unterlass neu formt. Diese an Geschlecht, Alter und Körper bunt gemischte Menge, wird für einen Moment zu einer Armee, die sich einstimmig gegen die Revolte des Unterschieds stellt. Man denkt an Parademärsche in Form von Gehorsamkeits-Demonstrationen zu Ehren faschistischer Regime, von der UdSSR Stalins, zur aktuellen nordkoreanischen Parade. Unbemerkt wird alles zugunsten einer Freiheitssuche gebremst, die anonyme Masse wird zu einem lebendigen Organismus, der vor Vielfalt pulsiert, wie eine Einheit, die sich nach Lust und Laune neu konfiguriert, auf der Suche nach regenerierenden Entropien.
Im Maillon (Straßburg) am Donnerstag den 10. und Freitag den 11. März (Koproduktion mit Pôle Sud)
maillon.eu – pole-sud.fr