Atelieransichten : Un Atelier à soi im Musée Courbet

Giraud Sébastien Charles (1819-1892),C.38-2635,France, Compiègne, château

Im Musée Courbet taucht Un Atelier à soi ins Herz der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein, in symbolträchtigen Räumen der Veränderung des Künstlerstatus.

Während sich das „Atelier auf dem Land“ von Gustave Courbet nach fast einem Jahrhundert des Vergessens für Besichtigungen öffnet – was es erlaubt seine einzigen Wandgemälde zu entdecken, La Seine à Bougival (Die Seine in Bougival) und L’Escaut se jetant dans la mer (Die Schelde mündet im Meer) –, beherbergt das Museum, das ihm gewidmet ist, eine Ausstellung in Einklang mit diesem Ereignis. Es ist in der Tat eines seiner Gemälde, welches sein zweites Atelier darstellt – in Paris, rue Hautefeuille – das die Wahrnehmung dieses Raums in der Mitte des 19. Jahrhunderts verändert. Zuvor war er meist ein privates Refugium, das der intimen Beziehung zwischen dem Kunstschaffenden und seiner Muse gewidmet war: Corot peignant (Corot malend) von Charles Desavary illustriert dies. Es wird zu einem echten Lebensort, dessen Brennpunkt der Künstler ist, um welchen herum eine kleine Gesellschaft kreist, in der sich Mäzene, Schüler, Modelle, Auftraggeber und Journalisten begegnen… Illustration mit einer Komposition von Jean Gigoux, in der man sich in einem modischen Salon wähnt, in dem man debattiert, was von der Besessenheit zeugt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Kunst begleitete: „In keiner anderen Epoche haben die Künstler und Bildhauer im gleichen Maße die Stimmung geprägt und die Massen begeistert.“, schrieb der Kritiker Albert Wolff.

Un atelier à soi – Le Pêcheur de chavots (Der Kaulkopf-Fischer)

Als eigenständiges ikonographisches Genre floriert die Atelieransicht, gepaart mit Reportagen, die in der Presse erscheinen, illustriert von Gravuren und Heliogravüren. Die verschiedenen Abschnitte der Ausstellung zeichnen ein komplettes Panorama anhand von rund sechzig Werken, darunter einigen Raritäten wie einer Bronzefigur von Courbet, Le Pêcheur aux chabots (Der Kaulkopf-Fischer). Es entfalten sich hier auch überzeichnete Boheme-Portraits wie Art, misère, désespoir, folie! (Kunst, Misere, Verzweiflung, Wahnsinn!) von düsterer Romantik mit zerstörerischer Tendenz, und zarte Kompositionen wie Un Coin d’atelier (Eine Ecke des Ateliers) von Édouard Dantan in dem ein schelmisches Modell einen Bildhauer betrachtet, der mit Elan den Meißel schwingt. In diesem intimen Raum betont der Künstler seine Intentionen und seine Identität: Anerkannt oder verdammt, geschäftstüchtig (mit den Photographien von Edmond Bénard) oder zurückgezogen von der Welt um besser in die Wolken der Inspiration einzutauchen, etc. Die Strenge, die von einem Ölgemälde von Octave Tassaert ausgeht, steht so in einem lebendigen Kontrast mit der Pracht eines Gemäldes von Charles Giraud : Dabei beschreiben beide den selben Arbeitsplatz. Eine besondere Erläuterung erfährt natürlich Courbet und sein Atelier in der Franche-Comté: „Ich wurde sehr vom Bau meines Ateliers in Ornans gestört, aber dafür bin ich nun in der Lage alles zu tun, was die Malerei umfasst“, schrieb er 1860. Hier entstanden in der Tat Meisterwerke wie L’Hallali du cerf (Der Tod des Hirschs) und Vénus et Psyché (Venus und Psyche). 


Im Musée Courbet (Ornans) bis zum 27. März
musee-courbet.fr 

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