Das Mamcs erkundet das Schicksal der Marseillaise
In Straßburg, Stadt in der sie komponiert wurde, erkundet eine faszinierende Ausstellung im Mamcs, die Kunst und Geschichte mischt, das Schicksal der Marseillaise.
Für Paul Lang, den Direktor der Straßburger Museen ist diese Ausstellung „ grundlegend. Sie berührt ein transversales Thema – in dem Kino auf Musik, aber auch Malerei und Geschichte trifft – das noch heute im Zentrum unserer gesellschaftlichen Anliegen steht.“ Sie eröffnet symbolisch mit der riesigen Gipsarbeit Génie de la Patrie, einem Detail des Départ des Volontaires en 1792, einem Hochrelief des Arc de Triomphe, das von Rude gehauen wurde und mit jenem identisch ist, das die Gilet jaunes 2018 zerstört hatten. Und er präzisiert: „Ich wollte weder eine nationalistische Ausstellung, noch eine rein französische, da La Marseillaise keine Grenzen kennt. Sie wurde 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens und vor Kurzem in den Straßen von Minsk gesungen.“ Mission gelungen mit einem Rundgang von großer Dichte mit dem Geburtskontext des Chant de guerre pour l’armée du Rhin, in Straßburg im Jahr 1792.
Allegorische Gemälde, die Rouget de l’Isle beim Schreiben der Partitur zeigen, von Jean-Jaques Scherrer oder Auguste de Pinelli, komische Zwillinge, die wie Le Rêve von Édouard Detaille aufgebaut sind, bis hin zum ikonischen Gemälde von Isidore Pils (das anschließend auf unterschiedlichsten Untergründen reproduziert wurde), mit kriegerischer und nobler Allüre, es ist eine ganze Vorstellungswelt, die sich entfaltet. Sie erinnert an die Worte von Lamartine, der die Entstehung des Werkes erzählte: „Rouget sang. Bei der ersten Strophe erbleichten die Gesichter, bei der Zweiten flossen die Tränen, bei den Letzten brach Enthusiasmus aus.“
Revolutionärer Gesang, Kriegshymne (mit dem sehr schönen Gemälde von Pierre Victor Robiquet, das die Schlacht von Valmy zeigt), dann ab 1879 Nationalhymne: Die Geschichte der Marseillaise entfaltet sich im Laufe der Säle, mit einem Korpus von Rodin bis Fromanger, über Carrier-Belleuse, von dem eine wunderschöne Statue der Tragödiendarstellerin Rachel gezeigt wird, die das Werk interpretiert. Alle ihre Facetten werden beleuchtet, von der Vereinnahmung durch die Werbung zur Reggae-Version von Serge Gainsbourg im Jahr 1979 mit Aux Armes et cætera (reichlich dokumentiert, insbesondere dank eines lustigen Titelbilds von Hara Kiri).
Der Rundgang umfasst auch Klangräume in denen man Werke von Léo Ferré bis Franz Liszt oder Django Reinhardt mit seinem genialen Echoes of France hören kann, sowie einen Bereich für Film. In Letzterem werden Ausschnitte von zwölf Filmen gezeigt, von fast 80 aufgeführten Werken, mit einer Referenz zur Marseillaise, darunter Casablanca von Michael Curtiz. Der Beweis der Universalität einer Hymne, die die nationalen Grenzen überwunden hat…
Im Musée d’Art moderne et contemporain de Strasbourg, bis 20. Februar 2022
> Im PMC, Lueur boréale, ein Konzert des OPS unter der Leitung von Aziz Shokhakimov mit dem Pianisten Alexandre Tharaud (02. & 03.12.)
> In der Médiathèque André Malraux, Das musikalische Leben in Straßburg und die Französische Revolution (bis 20.02.2022)
mediatheques.strasbourg.eu