Flamenco-Zauber
Der legendäre Israel Galván, scharfer Kritiker jeglicher Dogmen und radikaler Neuerfinder eines zeitgenössischen Flamencos, belebt die Avantgarde von El Amor Brujo neu.
Schluss machen mit Klassikern, diesen Schocks bei denen „eines Tages die neue, verblüffende Schönheit zu einem Ensemble von Codes und Gewohnheiten geworden ist“. Das ist die Vorgehensweise von jenem, der zu den größten aktuellen Tänzern des Flamencos gehört. Israel Galván beschäftigt sich mit einem der Meisterwerke der spanischen Musik des 20. Jahrhunderts, Der Liebeszauber von Manuel de Falla. Bei seiner Schöpfung im Jahr 1915, an der Grenze zwischen Avantgarde und Zigeunerkultur, ist die Ballettmusik ein Skandal, der so groß ist, dass der Komponist dazu gezwungen wird, sie in eine Suite umzuarbeiten, die viele Künstler aufgreifen um daraus etwas unumgängliches zu machen. Das zieht Israel Galván an, einen Anhänger des reinen Tischs und der Neuer- findung auf der Basis der noch rauchenden Asche eines reinigenden Feuers. Von La Edad de Oro bis FLA.CO.MEN, über La Fiesta oder das verzaubernde Dju-Dju sucht der Tänzer nach der Essenz der Bewegung, der primit ven und höchsten Geste. Er kratzt den Lack ab, den die Zeit und der Mythos gebildet haben, auf der Suche nach dem originellen Diamanten des Künstlers, seiner Beziehung zum Raum wie zur Bewegung. Zu einer reduzierten Musik, die von der „Intensität eines einzigen Klaviers und einer Kehle“ getragen wird, beabsichtigt er „die Intensität des Hammers auf der Saite zu spüren, den Schrecken im Zentrum der Hexerei zu berühren“. Israel bietet sich an, mit schwarzem Korsett auf weißem Hemd, roten Handschuhen, Absätzen an den Füßen.
Zum ersten Mal tanzt er zu traditionellen Klängen. Aber sein Liebeszauber misstraut abgedroschenen Posen, tragischen Mienen, „Schmerzensgrimassen, die alle Tänzer machen“ und den leidenschaftlichen Dramaturgien der Vergangenheit. Für ihn das zitternde Fleisch, der Aberglaube und die geheimen Ängste, der unbekannte Zauber und die Beschwörungen der Geister, die verzaubernden Gesten. „Diese Musik besitzt die Macht ein Fieber anzufachen, die Höllentore aufzustoßen“, gesteht er. Die Geschichte erzählt die verhinderte Liebe von Carmelo und Candela, einer schlecht verheirateten Zigeunerin, die zur Witwe wurde und von ihrem ehemaligen Ehemann heimgesucht wird. Herrin ihrer selbst, aber trotzdem besessen, überwältigt ihr eigener Zauber schließlich den eifersüchtigen Geist, indem er ihn in die Arme einer anderen stößt. „Ich möchte, dass in den Körpern die Beziehungen verkörpert werden, die die Menschen zu Liebe, Angst und Tod haben. Dass alle Figuren des Werkes und alles was Falla im Kopf hatte sich in meinem Körper verkörpert.“
Im Théâtre de Montbéliard, am Freitag den 13. Dezember
mascenenationale.eu
In der Maison de la Musique (Nanterre), bis zum Donnerstag den 23. und Freitag den 24. Januar 2020
maisondelamusique.eu