King rattle

Portrait de Sir Simon Rattle par Stefan Rabold

Der musikalische Direktor des London Symphony Orchestra, Sir Simon Rattle geht auf Tournee: Auf dem Menü steht eine Prise Berg und guter, schöner Beethoven!

Weißes Haar, das im Wind flattert. Ein teuflisch formbarer Taktstock, der mit Leichtigkeit und Eleganz in die Geheimnisse der widerspenstigsten Partitionen eintaucht. Ein musikalischer Diskurs, in dem Technik auf Emotion trifft. Eine große Empathie für seine Musiker. So ist Sir Simon Rattle, der so britische Dirigent, der von der Queen 1994 in den Adelsstand erhoben wurde und die Berliner Philharmonikern fast fünfzehn Jahre lang leitete. Back home steht er von nun an der Spitze des London Symphony Orchestra. Auf Tournee ist er zurück im Festspielhaus von Baden-Baden – wo er die Residenz der Berliner Philharmonie einführte, die weiterhin existiert für zwei Daten, die einen Dialog mit Wiener Akzent zwischen Beethoven (dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird) und Berg organisieren: Die monumentale 9. Sinfonie trifft auf die Lulu Suite, sinfonische Fragmente der Oper des selben Namens (21.02.).

An einem anderen Abend (20.02. ; ein Programm, das auch in Luxemburg gespielt wird, 23.02.) wird das Publikum das einzige Oratorium von Beethoven entdecken: Unter dem Titel Christus am Ölberge präsentiert das völlige Opernwerk – das aus vielerlei Hinsicht Fidelio ankündigt – einen zu menschlichen Gottessohn, der vom Leiden gequält wird, so sehr, dass man fast sein göttliches Wesen vergisst. Man muss keine großen Umwege machen, um zu denken, dass der Komponist hier sein eigenes Portrait zeichnet… Er versetzt uns in den Garten Getsemani, wo Jesus sich nach seinem letzten Mahl sammelt. Zweifel. Angst. Hoffnung. Anstrengung um wieder Fuß zu fassen. Das Prisma der Gefühle, die im ersten Teil des Stücks erkundet werden ist breit, während der zweite seine Festnahme wiedergibt – mit einem engelsgleichen Jubel endet. Das Werk tritt mit einer anderen Ode an den Schmerz in einen Dialog, dem Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ von Berg, welches von der strahlenden Lisa Batiashvili interpretiert wird. Der Engel heißt Manon Gropius, die 1945 mit 18 Jahren verstarb, Tochter des Architekten Walter Gropius und von Alma Schindler, seit 1911 Witwe von Gustav Mahler, die der Komponist sehr liebte. Die Partition ist ein permanentes Hin und Her zwischen dem Licht des Lebens und der Vorhölle des Todes. Zwei Bewegungen schildern diese Dualität, die erste spiegelt die Lebensfreude und die überbordende Fröhlichkeit einer jungen Existenz wider, während die zweite vom Siegel der Krankheit und des Leidens geprägt ist… bis zur Erlösung, einer ätherischen Himmelfahrt, die an die Gelassenheit vom Anfang des Wer- kes erinnert. Ein Engel ist vorbeigezogen, mit Flügeln voller durchscheinender Emotion.


Im Festspielhaus (Baden- Baden), am Donnerstag den 20. und Freitag den 21. Februar
festspielhaus.de
In La Philharmonie (Luxem- burg), am Sonntag den 23. Februar
philharmonie.lu

Das könnte dir auch gefallen