Ghosts: eine gespenstische La Traviata von Paul-Émile Fourny

Photo de Philippe Gisselbrecht / Metz Métropole

Im Rahmen der Verdi-Trilogie präsentiert Paul-Émile Fourny seine gespenstische Inszenierung von La Traviata in der Opéra-Théâtre in Metz.

Die lyrische Saison in Metz steht im doppelten Zeichen von Verdi und der „Gewalt gegenüber Frauen, ob physisch oder psychologisch. Es handelt sich um eine Thematik, die mir seit Langem am Herzen liegt, deswegen wollte ich sie vor mehr als zwei Jahren, bei der Vorbereitung der Saison 2019/ 2020 einbringen“ erklärt Paul-Émile Fourny, der Direktor der Opéra-Théâtre. Nachdem er im Herbst Rigoletto zeigte eine “Mädchen, das von seinem Vater eingesperrt und überbeschützt wird” und davor Giovanna d’Arco (05.-11.06.), geht er nun La Traviata an, einen der Hits des Opernrepertoires, dessen Geschichte von der Kameliendame von Alexandre Dumas inspiriert ist. Das Publikum wird in einem tragischen Wirbelsturm mitgerissen, jenem von Violettas Existenz, „einer jungen tuberkulosekranken Kurtisane, die von ihrem rasend schnellen Leben das Bild einer vom Tod geraubten Schönheit hinterlässt“, schrieb Marcel Proust. Für den Regisseur, der buchstäblich von der Figur heimgesucht wird, bringt das Werk eine „soziale Gewalt zur Sprache, jene, die einer jungen Frau aufgezwungen wird um ihrem Status zu entkommen, jene eines Milieus – verkörpert von Alfredos Vater, in den sie hoffnungslos verliebt ist – das das Glück eines Paares verweigert, in dem die beiden Verliebten nicht von gleichem Stande sind.

Das Werk wird von einem „wunderbaren Stimmentrio“ aufgeführt, bestehend aus Tuuli Takala (Violetta Valéry) – “In Frankreich, wo sie am Anfang steht, kennt sie keiner, aber ich garantiere Ihnen, dass sie außergewöhnlich ist“-, Jonathan Boyd (Alfredo Germont) und Stefano Meo (Giorgio Germont). „Sie kommen nicht nur mit einer außergewöhnlichen Stimmfarbe um „Vokal-Sport“ zu betreiben, sondern wüh- len sich bis ins Innerste der Partition um so nah wie möglich an ihren jeweiligen Figuren zu sein“, erklärt Paul-Émile Fourny. In dieser bewundernswerten Produktion (Kreation 2013) werden wir in ein gespenstisches Universum entführt: Fahle Komplexion der verschiedenen Protagonisten, dumpfe Farben (abgesehen von den „großen Magritte-Himmeln“ als Violetta an den Sieg ihrer Liebe und jenen gegen die Krankheit glaubt) und Tüll machen die Wahrnehmung durch den Zuschauer noch unwirklicher… Der Tod ist auf der Bühne omnipräsent. Die Geister, die das junge Mädchen umgeben „sind sie noch von dieser Welt? Ist sie schon auf der anderen Seite, erlebt ihre Existenz erneut?“ fragt Paul-Émile Fourny, der ein beängstigendes Traumuniversum geschaffen hat, das an Cocteau oder Das Bildnis des Dorian Gray erinnert, denn Violetta wird von ihrem Spiegelbild begleitet, einem tödlichen Doppelgänger, dessen Laufbahn mit jener ihres tragischen Schicksals zusammenfällt.


In der Opéra-Théâtre de Metz Métropole, vom 2. bis 8. Februar
opera.metzmetropole.fr

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