O tannenbaum
Mit Balades pour se perdre haben zwei Kumpanen, der Photograph Stéphane Louis und unser Chefredakteur Hervé Lévy ein erstes Werk über ihre Vogesen-Wanderungen herausgegeben.
Sie lieben sie in Poly. Sie werden sie noch mehr in diesem Buch lieben, in dem sie gesammelt, umgeschrieben und neu gedacht wurden. Es vereint in der Tat 25 Wanderungen durch die Vogesen, einige, die bereits in unserem Magazin erschienen sind und andere neue. Der melodiöse Klang der Photographien und der erzählten Spaziergänge ist angenehm, mit einer so breiten Palette von Stimmungen, mit dem süßen Charme der Umwege, die im Laufe der Seiten in Welten entführen, von denen der unersättliche Leser alles zu wissen glaubte, auf Wegen, die ihm vertraut vorkamen. Die Musik ist hier ebenso melodiös und angenehm wie politisiert und beißend, manchmal melancholisch und kindlich, oft liebenswürdig bewandert.
Photograph und Erzähler sind zwei schelmische Misanthropen, die zu einer bewegungslosen Reise einladen, die nicht weniger zur Reflexion anregt. Nicht das man hier Lösungen für die Übel findet, die unsere Gesellschaften heimsuchen, aber wenigstens werden die Fragen, die im Zentrum unserer Existenzen stehen sollten hier klar gestellt. Bin ich noch fähig zu sehen, zu hören und zu verstehen was mich umgibt? Welche Nachricht wird mir vermittelt, wenn ich schaue? Welches Geräusch kommt von diesem Steilhang, aus diesem zarten kleinen Tal? Das Lob des Schattens ist da, Walküre ebenso, genau wie Menuett und ganz sicher Punk. Die Spaziergänge passen in keine Schublade. Sicher ist der Vorwand da, die Autoren nennen bekannte Orte, die gebührend auf Karten aufgeführt sind, aber um sich besser in den tolldreisten Träumereien zu verlieren, sich an den Spuren einer Menschheit zu weiden, die hier gelebt hat und an ihren Ärgernissen. Diesen kleinen Schritt für den Menschen kann man vor unserer Haustür tun. Was gibt es besseres um unsere Existenzen zu beginnen, als Kind zu sein, und um sie fortzusetzen, ein solches zu bleiben? Das Kind, das sich immer neue Regeln ausdenkt um sie besser zu brechen, das eine Mohnblume unendlich respektieren und wild die Flügel einer Fliege ausreißen kann. Die Autoren sind ehrerbietig vor den Steinen und dem wilden Gras, prangern im Gegenteil andere Spaziergänger, Jäger oder auch Motorradfahrer an, denen sie eine unstillbare Bissigkeit entgegenbringen. Geht ihre Misanthropie gar so weit den Menschen und seine Kreationen zu hassen? Nein! Einige Passagen zeigen, dass diese beiden uns bis hin zu unseren lächerlichsten Eitelkeiten lieben… So kann man die Natur des Menschen vergessen, wenn man einen Moment auf den Gebirgskämmen mit der Magie eines albanischen Fusels, einer Bierwurscht von nobler Abstammung oder einem Naturwein abrundet, die man zu Fuße eines eingeschneiten Tannenbaums oder mit warmem Hintern auf einem von der Sonne geheizten Felsen neben einem Opferstein genießt.
Herausgegeben von La Nuée bleue / Magazine Poly (25 €)
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