Italiano vero

Luca Signorelli und vermutlich Girolamo Genga, Christus am Ölberg, um 1507, Lindenau-Museum Altenburg

Lorenzetti, Perugino, Botticelli, Signorelli… 65 Werke von Italienischen Meistern aus dem Lindenau-Museum Altenburg lassen Saarbrücken erstrahlen.

Als wichtige Museumsinstitution ist das Lindenau-Museum seit Januar wegen Sanierung geschlossen. Die von Bernhard August von Lindenau (1779-1854) zusammengetragene italienische Sammlung vom 13. bis 15. Jahrhundert, die seinen guten Ruf ausmacht, hat Thüringen Richtung Westen verlassen. Fünfundsechzig seiner Schmuckstücke verbringen einige Monate in Saarbrücken und zeigen die Entwicklung der Malerei vom Endes des Mittelalters bis zur Renaissance. Mit Finesse vom Kunsthistoriker Erwin Panofsky beschrieben – der unter anderem von einer „Assimilierung der Antike durch Dekomposition“ spricht – schätzt man diese progressive Entwicklung im Laufe der Säle und der persönlichen Andachtsbilder, Predellas und Altaraufsätze. Sakral und streng ist die Kreuzigung Christi des florentinischen Malers Bernado Daddi (um 1345/1348) noch getränkt von den Einflüssen Giottos, mit seinen Figuren deren Ausdruck zwischen Ernst und Zärtlichkeit schwankt. Der Hintergrund ist vergoldet: Vor göttlichem Licht strahlend ist er die Inkarnation der Himmelssphäre.

Der Unterschied zu einem Werk von Luca Signorelli (1507/ 1508), das die selbe Szene darstellt ist deutlich. Die Körper haben an Plastizität gewonnen und die Gesichter sind voller Emotionen, während der Rahmen an die Toskana des 16. Jahrhunderts erinnert – mit der sich der Betrachter einfacher identifizieren kann – mit ihren grünen Hügeln, auf denen eine Reitertruppe zu sehen ist, mit im Wind wehenden Fahnen und einem Himmel in elegantem Blau. Die Landschaft wird zum Protagonisten der Erzählung. Eine Geißelung Christi vom gleichen Künstler illustriert diesen Ausdruck der Bewegung: Die sechs Peiniger stürzen sich auf Christus, schwingen das Flagrum mit Zorn und Gewalt, rasend, teuflisch, in einer Komposition von großer Dramatik. Zwei Tafelbilder des Künstlers aus Perugia (aus dem heute verlorenen Hauptaltar der Santissima Annunziata in Florenz) voller Sanftmut vom Anfang des 16. Jahrhunderts antworten auf den makabren und bleichen Christus als Schmerzensmann von Pietro Lorenzetti (um 1340), während der Schatten der Antike über den Werken von Sandro Botticelli liegt. Er stellt den Menschen ins Zentrum des Gemäldes mit einer Madonna aus den 1490er Jahren (von seinem Atelier realisiert) und einem Frauenportrait von 1475, dessen Wehmut Proust inspirierte, der in Im Schatten junger Mädchenblüte schrieb: „Aber ohne Zweifel schätzte Swann (…) an der jungen, schmächtigen Frau mit den nachdenklichen Augen, den abgespannten Zügen, die unterbrochene Haltung zwischen Gang und Regungslosigkeit, eine Anmut wie jene Botticellis.“


Im Saarlandmuseum, Alte Sammlung (Saarbrücken), bis zum 15. November
kulturbesitz.de

Das könnte dir auch gefallen