Brothers in art
Franz, Frieder und Hubert: Die Bilder der Brüder versammelt einen üppigen Korpus rund um den deutschen Expressionismus. Entdeckung.
Bei den Burdas ist die Sammlung eine Familienangelegenheit. Anne und Franz, die Gründer eines Medienimperiums sind Aushängeschilder des deutschen Wirtschaftswunders nach 1945. Sehr schnell beginnt das Paar damit, expressionistische Werke von Kirchner, Beckmann oder Schmidt-Rottluff zu kaufen. „Die Farbe spielt eine essentielle Rolle in ihrer Leidenschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg erscheint dies selbstverständlich. Nicht ohne Grund heißt die berühmteste Zeitung der Gruppe Bunte1“, erinnert Henning Schaper, Direktor des Museums Frieder Burda. Von klein auf wachsen ihre Kinder inmitten von Kunst auf: Eine Liebe, die sie nie verlässt, denn sie wandeln in den Fußstapfen ihrer Eltern. Diese Ausstellung kommt auf die Matrix der jeweiligen Sammlungen der Brüder zurück: den deutschen Expressionismus. Den einzigen Ausreißer bilden drei Gruppenportraits von Franz, Frieder und Hubert, die 1982 von Andy Warhol unter dem Titel The Three Gentlemen gemalt wurden und sich nur in der Farbgebung unterscheiden.
An den Wänden reihen sich ikonische Werke aneinander, wie Akademie II (1944) von Beckmann, der eine Modellstunde mit einem gedrungenen Koloss zeigt, das genaue Gegenteil der hyperboräischen schönen Jünglinge eines Arno Breker oder eines Liegenden blauen Akts mit Strohhut (1909) von Kirchner in strahlenden unnatürlichen Farbtönen. Im Laufe der Säle lässt sich der Besucher von den orientalischen Märchenerzählern (1912) von Macke verführen, von den Schweizer Landschaften in Mondfarben von Schmidt-Rottluff – Maggiatal, 1927 – verschlingen oder verläuft sich inmitten der grünen Hügel einer Komposition von Münter, Nach dem Gewitter (1937). Von einem oft lebhaften Farbstrudel mitgerissen, sind wir wie berauscht vor überschwänglichen Leinwänden wie Straße mit Passanten bei Nachtbeleuchtung (1926/1927) von Kirchner, einem Fragment der städtischen Symphonie der Weimarer Republik, zwischen Zauber und Hoffnungslosigkeit. Neben den künstlerischen Positionen liegt der Charme dieser Präsentation auch in der Inszenierung2 durch Carl Ostendarp. Der amerikanische Maler hat mit dem white cube gespielt um die Gemälde in Szene zu setzten, indem er sie in einen abstrakten und minimalistischen Farbkosmos platziert: Die Wände sind in zwei Farben gestrichen, deren Trennlinie an heruntergelaufene Tropfen erinnern, so dass die Installation in einen eleganten Dialog mit den gezeigten Werken tritt.
Im Museum Frieder Burda (Baden-Baden), bis zum 4. Oktober
museum-frieder-burda.de
1 Im Jahr 1954 wird aus Das Ufer, dem Zugpferd des Verlags, Die Bunte
bunte.de
2 Ein Saal richtet sich speziell an Kinder mit Gemälden, die auf ihrer Blickhöhe hängen