Friedrich Dürrenmatt, der Zeichner

Friedrich Dürrenmatt, « Le monde, un théâtre », 1943-1945, encre (plume), 25 × 36 cm. Collection : Centre Dürrenmatt Neuchâtel © CDN/Confédération suisse. Photo : Centre Dürrenmatt Neuchâtel

Gezeichnete Satire enthüllt die andere Leidenschaft von Friedrich Dürrenmatt: Die Zeichnung. Man denkt an Daumier oder Bosch. In bissigerer Form.

Homo homini rattus inimicus“ („Der Mensch ist dem Menschen eine bösartige Ratte“) schrieb der Schweizer Dramatiker (1921-1990) im Jahr 1979. Für diesen Meister des absurden Theaters ist die Welt von ihrem Sinn entleert und geht auf ihren Untergang zu. Einfache Feststellung. Auch wenn er lange sein Maler-Gesicht versteckte, benötigte er manchmal die Zeichnung um den Horror einer Epoche, für die „die Worte alleine nicht ausreichen“ mit all ihrer Groteske darzustellen. Auf allen Wänden des Museums, wo sie erstmals in Frankreich ausgestellt werden (und in einen Dialog mit jenen von Tomi Ungerer in Babylon treten), tauchen die Zeichnungen von Dürrenmatt wie Krämpfe auf, im nervösen Exzess der verformten Gesichtszüge. In diesen Apokalypsen findet man etwas von Daumier und Bosch wieder, obszöne Minotauren und politische Karikaturen. Die Gewalt ist allgegenwärtig. Der Humor ebenso. Der Stier, der Pasiphaë schwängert erdrückt sie mit seiner zotteligen Körpermasse. Die Männer des Apokalyptischen Reiters (1943) verwandeln sich in auseinandergerissene Marionetten, jene der Hochzeit zu Kana (1988) in Ungeheuer mit stumpfsinnigen Rüben. Und hier und dort blickt der Autor selbst den Betrachter aus einer Ecke des Bildes an, als ob er sagen wolle „Wir sitzen in der selben Scheiße“.


Im Musée Tomi Ungerer (Straßburg), bis zum 31. Oktober
musees.strasbourg.eu

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