an die zukunft erinnern

Station Souvenir et Memoire © MKB, Omar Lemke

Das Museum der Kulturen Basel hinterfragt die Aufbewahrung der Erinnerung und deren Weitergabe in Memory – Momente des Erinnerns und Vergessens.

Eine große Auswahl von Stücken bereichert diese neue Ausstellung, darunter persönliche Reisemitbringsel und Bestattungs-Reliquien sowie Spuren von Ritualen, die Dingen eine magische, symbolische, religiöse oder emotionelle Dimension verleihen. Aber auch gewebte oder bemalte Stoffe, die indianische Legenden erzählen oder Männer aus politischen Gründen auf afrikanischen Wax- Stoffen verherrlichen. Alle sind sie Spuren, die Männer und Frauen ihren Nachkommen hinterlassen haben, die mit dem Intimen und Volkstümlichen zu tun haben, mit dem Schreiben der Geschichte, der Transmission und den Gebräuchen, die daraus resultieren. Der Reiz von Memory liegt zu großen Stücken in ihrer Inszenierung und ihrer Kunst Epochen und Sammlungen von allen Kontinenten zu verknüpfen. So geschieht es auf der Eröffnungsmauer mit ihren 175 kleinen Fächern, mit Fläschchen aus Lourdes in Form der Jungfrau, heiligen Erdsäckchen aus Israel oder einem Teller mit dem Bildnis von Johannes-Paul II., dem mit dem Kugelschreiber Vampirzähne hinzugefügt wurden! In den großzügigen Freiräumen kann man den Blick schweifen lassen und zahlreiche Ähnlichkeiten feststellen, von den Felsgravuren mit runden Tiermotiven aus der westlichen Sahara aus dem Neolithikum bis zu den Malereien der Schlüsselereignisse des hinduistischen Ramayana, einem großzügigen Epos von 1000 vor Christus. Spuren aufbewahren und weitergeben bedeutet ebenfalls Erinnerungs-Hilfen zu erstellen. Die Beispiele aus den unterschiedlichsten Zivilisationen faszinieren durch ihren Einfallsreichtum. Tesseln aus Leder und Holz dienen ebenso zum Zählen der Schafe, der Milch, des Wassers oder des Zehnten in der Schweiz, stehen neben Knoten-Ketten mit Holzplättchen der Konyak-Naga – die zwischen Myanmar und Indien leben – welche ihre Siege im Kampf aufzählen. Die Verwendung von Knoten findet man ebenso in Papua-Neuguinea wieder, wo die Clanchefs sie benutzen um sich an die vergangenen Migrationen zu erinnern und sie zu erzählen, wie bei den Quechua, die Khipus benutzten um in Peru im 16. Jahrhundert zu zählen: Eine Hauptschnur und Nebenfäden mit Knoten in regelmäßigen Abständen, Farben und Verdrehungen, deren Bedeutung mit der spanischen Kolonialisierung verloren gegangen ist. Im 19. Jahrhundert schnitten die Kanaken Kerben in Bambus um darin ihre Geschichte, insbesondere jene der Konfrontation mit den französischen Kolonisten, aufzuzeichnen. Die Karte von Tecamachalco, die im 16. Jahrhundert begonnen wurde um die Rechte der indigenen Würdenträgern gegenüber der spanischen Kolonialmacht geltend zu machen, kombiniert die Darstellungsweise der Einheimischen und der Europäer im Bezug auf Gebiete, Besitz und Abstammung in einer er- greifenden Ikonographie. Der letzte Teil der Ausstellung, der dem Totenkult und seinen Ritualen gewidmet ist, spielt sich in der schrillen mexikanischen Freude ab (ein wunderbarer Todesreiter Charro), sowie auf erstaunlichen kleinen Bildern aus Haaren mit religiösen und floralen Motiven, die in Europa als Erinnerung an Verstorbene komponiert wurden.


Im Museum der Kulturen Basel, bis zum 5. Juli 2024
mkb.ch

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