Made in usa
In Metz und Belfort bewegt sich das Ballet national de Lorraine amerikanisch, mit Stücken von Merce Cunningham und Miguel Gutierrez.
Im Jahr 2018 entstand anlässlich des 50. Jubiläums des Balletts ein kühnes choreographisches Programm. Es umfasst unter anderem die große Merce Cunningham, die 2009 mit 90 Jahren verstarb, und Andy Warhol. RainForest hat genau das Alter des CCN – Ballet de Lorraine. Diese Begegnung zweier Riesen ist nicht nur spektakulär, sondern lässt auch Tänzer mit hautfarbenen Bodys aufeinandertreffen, die sich inmitten der Silver Clouds des Pop-Papstes bewegen. Die grau-metallischen Ballons in Form riesiger mit Helium gefüllter Kissen schweben und scheinen bereit bei der kleinsten Berührung davonzufliegen. Zu Elektromusik von David Tudor, Schüler von John Cage, mit einer gleichzeitig mineralischen und wässrigen Komposition, die sowie an bizarre Tiere und exotische Gesangs-Fetzen, seltene Tänzer-Vögel, die sich in einem Sumpf bewegen, denken lässt. Entfaltung der Arme, verliebte Parade, sie bewegen sich mit flinken und kontrollierten Schritten, mit aufrechtem Oberkörper, mit den Armen die wie Flügel nach hinten gespannt sind. In diesem Biotop dreht man sich auf einem Bein, tanzt vor Freude, springt auf einem Bein. Alles ist tierisch elegant, bescheiden hervorragend voller Finesse. Und als die Silver Clouds davonfliegen, der Gnadenstoß…
Es brauchte die ganze respektlose Fuge eines Miguel Gutierrez um auf diesen Moment der Anmut zu folgen. Der Choreograph aus Brooklyn hat Cela nous concerne tous für die Tänzer aus Nancy kreiert, wie eine Ode an das innere Sprudeln eine vielförmigen Gemeinschaft. Das Ballettensemble findet sich vor einem knall-rosa Hintergrund und einem ebensolchen Boden wieder. In ihren asymmetrischen Kostümen, die mit Überlagerungen arbeiten, scheinen sie Kräften ausgeliefert zu sein, die sie nicht kontrollieren können. Sie müssen sich von ihren zahlreichen Häuten befreien, angetrieben von einem Verlangen nach Fleisch und dem Trieb der Freiheit. In einer üppigen Vielfalt offenbaren sich die Verbindungen, die befreien, die Körper, die sich einer tristen Gangart entledigen. Jeder klammert sich fest, wirbelt herum, schleudert den anderen weg. Die Trunkenheit der Bewegung nährt sich aus unkontrollierten Schwüngen, formt einen denkwürdigen Sabbat, bei dem die Wesen durch einen Tanz auftauchen. Die Körper stellen die Welt auf die Probe in einem Rennen, dass die Konventionen herausfordert um sich in einem glühenden Finale im Saal zu verteilen, das dem Festival Burning Man in nichts nachsteht. „Warum soll man für Kohärenz kämpfen, während die Unlesbarkeit das einzige politische Mittel geworden ist?“ prophezeit der Choreograph. „Der gegenwärtige Moment besteht aus einem unendlichen Schmerz. Aber Scheiße, ich weine nicht. Egal was kommt, heute Nacht werden wir in unseren Betten schlafen, alleine oder umschlungen, während der Mond scheinen wird…“
Happening Birthday / RainForest / This Concerns all of us, im Arsenal (Metz), am Freitag den 2. Oktober
citemusicale-metz.fr
Happening birthday inside / Transparent Monster / Cunningham centennial solos, im Grrranit (Belfort), am Donnestag den 8. Oktober
grrranit.eu
For Four Walls / RainForest / Sounddance, im Theater im Pfalzbau (Ludwigshafen), am Freitag den 12. und Samstag den 13. März 2021 im Rahmen von Merce Cunningham Centennial
theater-im-pfalzbau.de