Pure pop: Gespräch mit Julie Budet von Yelle

Photo de Marcin Kempski

Der bunte Pop von Yelle ist auf Ère du Verseau (2020) ruhiger geworden. Gespräch mit Julie Budet, der symbolträchtigen Sängerin der Gruppe.

Wie bereitet man ein neues Album vor, nachdem man sechs Jahre lang experimentiert hat?
Mit GrandManier, DJ und Produzent, probieren wir Kombinationen aus und einige Titel bleiben Monate lang in den Schubladen, bis eine Assoziation entsteht. Für dieses Album hat alles mit Peine de mort angefangen, das wir mit unserem Freund und Beatmaker Mathieu Jomphe-Lepine in Montréal bearbeitet haben. Als wir zurückkamen haben wir Brücken entdeckt und uns gesagt, dass das der Anfang eines neuen Abenteuers ist. Wir haben zwischen fünf und sechs Monaten gebraucht um die zehn Stücke zu produzieren.

Wie gehen Sie mit der Tatsache um, erwartet zu werden?
Wir sind sehr aufgeregt. Wir bekommen Nachrichten von Leuten, die ungeduldig sind und sich fragen wann wir zurückkommen. Mit Roméo (2017) und OMG!!! (2018) hatten wir Lust Titel außerhalb des Albumformats herauszugeben. Im Großen und Ganzen, den Leuten Musik zu geben, weil sie da ist, sie existiert und nicht in einer Schublade bleiben sollte. Diese Stücke zu enthüllen und zu sehen, dass das Publikum berührt ist, das hat die Maschine wieder angeworfen und die Tournee Yelle Club Party (2017-2019) angeregt. Wir hatten immer Lust, waren aber einfach nicht bereit.

Photo von Marcin Kempski

Yelle, das ist ein Hummer in Neonfarben, ein riesiger Maiskolben, ein Meer aus blauem Popcorn. Wie soll man dieses nüchterne Albumcover interpretieren?
Ich habe den Eindruck, dass wir diese unerwartete Popseite beibehalten. Der Dekor aus Pappmaché nach dem Sturm hat einen theatralischen Aspekt. Selbst wenn wir in der Vergangenheit buntere Sachen gemacht haben, ist die düstere Seite zu erkunden. Das ist eine Sache des Alters und der Einstellung (Lachen). L’Ére du Verseau ist das Kompletteste, denn sein Bild begleitet eher unsere Musik als unsere Worte. Es gibt einen Schatten-Schleier, der sich über die Lieder gelegt hat. Ein Ernst, der sich im Laufe der Jahre installiert hat. Man entwickelt sich, verliert sich auf dem Weg, ebenso in den Liebesbeziehungen wie in den Freundschaften.

Dieses Album ist intimer, eine Art ihre Ängste zu bewältigen?
Ja. Das gehört zum Prozess, den Schleier zu heben. Ob das in Un Million oder Peine de mort ist, man muss manchmal Momente im Leben akzeptieren, die nicht immer angenehm sind. Ich habe an mir gearbeitet um mich mit der Angst vor dem Scheitern zu konfrontieren, etwas schlecht zu machen und nicht geliebt zu werden. Das ist mein großer Kampf. Auch deshalb habe ich diesen Beruf.

Je t’aime encore, ihre Art dem französischen Publikum zu sagen, dass Yelle immer da sein wird?
Wir haben von Anfang an die Entscheidung getroffen auf Französisch zu singen. Man fragt mich oft, warum wir unsere Texte nicht übersetzen, es hätte keinen Sinn dies zu tun. Je älter Du wirst, desto eher stehst Du auch zu frontalen Aussagen. Mit Je veux un chien, bekomme ich Nachrichten wie „Wenn ein Typ das singen würde, hätte er alle feministischen Vereine gegen sich.“ Männer erlauben sich Dinge zu sagen, warum geht das nicht wenn eine Frau ihre Lust ausdrückt? (Lachen).


In La Laiterie (Straßburg), am Donnerstag den 22. Oktober
artefact.org
In der BAM (Metz), am Donnerstag den 3. Dezember
citemusicale-metz.fr
In Les Docks (Lausanne), am Freitag den 18. Dezember
docks.ch

yelle.fr

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