Der Geist des Ateliers

Begegnung mit Pascal H Poirot anlässlich der Offenen Ateliers, für die der elsässische Künstler in diesem Jahr das Corporate Design entworfen hat.

„Einfach und bescheiden.“ So spricht Pascal H Poirot von seinem Atelier perché von rund fünfzig Quadratmetern, wobei er präzisiert: „Es wurde wie ein echtes Maleratelier vom Architekten Éric Gauthier gebaut, der ebenfalls den Innenraum des CEAAC neu gestaltet hat, mit seinem Deckenlicht, seiner Kapellenhöhe, seiner Öffnung zur Natur.“ Man füge ein Zwischengeschoss hinzu um den „Bestand“ zu lagern, eine friedliche Aussicht und man bekommt einen inspirierenden Ort. Als Epizentrum seiner Arbeit, ist der Ort auch in seinen Gemälden präsent, selbst wenn es sich um „fiktive Ateliers handelt, Erinnerungen an alte Ateliers, Spuren.“ Auch wenn er sie oft darstellt, malt er niemals in der Natur. „Die Konfrontation mit den Elementen ist ein Moment der zu großen Intensität. Es gibt auf der einen Seite den Ort an dem man nichts beherrscht, Draußen. Und auf der Anderen, denjenigen, an dem man versucht etwas zu beherrschen, das Atelier. Unmöglich es komplett zu schaffen! Und das ist auch besser so.“

Seit den 1980er Jahren für seine Canapés berühmt (eine endlose Serie, aber „ein Gemälde ist nie „zufrieden“ es ruft immer weitere, immer weitere hervor“), liebt es PHP mit den Perspektiven zu spielen, die er mit Freude verfälscht. Figurative, nicht realistische Landschaften. Metaphysische Ausblicke, über denen der Schatten von Giorgio De Chirico schwebt. Surrealistische Ausflüge mit Akzenten von Magrit. Seine Kunst lässt sich nicht leicht erfassen, auch wenn sie eine gewaltige Verführungskraft ausstrahlt. Eine Staffelei thront am Ende einer Holzterrasse vor einem grandiosen Bergpanorama (La Fonte). Woanders steht sie in der Wüste mit einem roten Monochrom (Sous les yeux!) oder begrenzt logisch den Arbeitsbereich des Künstlers (Vue d’atelier Y). Der dialektische Diskurs zwischen Draußen und Drinnen ist permanent. Zwischen der Unendlichkeit der Natur und der Leinwand, die sie widerspiegelt, entsteht eine faszinierende Mise en abyme. Er entführt uns in eine verträumte Zwischenwelt, eine Realität an sich, die die Natur ist, aber zutiefst anders. Mangroven mit fliehenden Lichtreflexen, ungreifbar, mit Eleganz in einer pointillistischen Blüte kristallisiert, magische Berge mit bläulichen Linien, gespickt von Kakteen und Eukalyptus oder auch Wüsten, in denen unwahrscheinliche Boote gestrandet sind, wie die melancholischen Gerippe der Fischkutter des Aralmeeres.


Das Atelier perché, 4 rue des Vieilles-vignes (Neuve-Église) ist wie rund 115 andere im Zuge der 22. Ausgabe der Offenen Ateliers im Elsass zu besich- tigen (22. & 23.05. und 29. & 30.05.)
ateliers-ouverts.net
pascalhpoirot.com

Die Offenen Ateliers finden auch im gesamten Ostfrank- reich statt, in den Vogesen, in Reims und Thionville (05. & 06.06.)
lesateliersdugrandest.net

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